Autor: Lucas Widmer
Nach bereits soliden Anlageergebnissen im Vorjahr konnten die Pensionskassen-Sammelstiftungen auch 2024 aussergewöhnlich hohe Renditen erzielen. Wir zeigen Ihnen auf, wie sich die Vorsorgeeinrichtungen finanziell entwickelt haben und wieviel Zins die grössten Sammelstiftungen ihren Versicherten gutschreiben.
Performanceentwicklung der Vorsorgeeinrichtungen
Mit einer geschätzten durchschnittlichen Gesamtrendite von 7.6%[1], konnten die Schweizer Vorsorgeeinrichtungen im Jahr 2024 erneut erfreuliche Anlageergebnisse erzielen.
Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen (SGE) im Wettbewerb
SGE im Wettbewerb sind Vorsorgeeinrichtungen, die sich aktiv um neue Unternehmensanschlüsse bemühen und für diese die berufliche Vorsorge durchführen. Rund drei Viertel aller Mitarbeitenden in der Schweiz sind über ihre Arbeitgeber einer SGE angeschlossen. Der Schweizer Sammelstiftungsmarkt besteht aus über 200 Anbietern, die sich hinsichtlich Angebot, Struktur, Kosten und Leistungen massgeblich voneinander unterscheiden.
Die Deckungsgrade legten weiter zu und notieren per Jahresende im Durchschnitt bei geschätzten 118.4%[2]. Betrachtet man nur die sogenannten Sammel- und Gemeinschaftseinrichtungen im Wettbewerb dürfte der Durchschnittswert um einige Prozentpunkte geringer ausfallen.
Der Bundesrat hat dieses Jahr auf eine Überprüfung des Mindestzinssatzes verzichtet, somit bleibt dieser im Jahr 2025 bei 1.25%. Obschon die Verfallsrenditen von Bundesobligationen mit rund 0.3% für 10-jährige Laufzeiten deutlich unter diesem Niveau sind, sieht das Bundesamt für Sozialversicherungen aufgrund der positiven Renditen auf Nominal- und Realwerten keinen Anpassungsbedarf. Für die Pensionskassen hat der Mindestzinssatz heutzutage darüber hinaus eher symbolhaften Charakter, da die meisten Sammelstiftungen deutlich über dieser Schwelle verzinsen.
Verzinsung der Altersguthaben
Die Festlegung der Verzinsung bei im Wettbewerb stehenden Pensionskassen sorgte dieses Jahr wieder für hitzige Debatten in den Entscheidungsgremien. Die Höhe der Verzinsung ist eine der bei Unternehmen und Mitarbeitenden meistbeachtesten Vergleichszahlen, weswegen es für Pensionskassen wichtig ist im Vergleich zu anderen Anbietern attraktiv dazustehen. Gleichzeitig gilt es den Deckungsgrad bzw. die Wertschwankungsreserven nicht zu stark auszureizen um für allfällige Börsenkorrekturen gewappnet zu sein.
Parsumo vergleicht in nachfolgender Aufstellung die Verzinsungsentscheide der grössten Sammelstiftungen:
Es zeigen sich grosse Unterschiede zwischen der höchsten und tiefsten Verzinsung der beobachteten Anbieter. Die niedrigste Verzinsung auf dem Altersguthaben erhielten Versicherte der Spida Personalvorsorgestiftung – welche ihre Verzinsung jeweils für das Folgejahr im Voraus festlegt – mit 1.25%, während die Sulzer Vorsorgeeinrichtung (SVE) ihren Kunden 9% Zins gutschrieb. Dieser Unterschied entspricht einem Faktor von 7.2.
Gruppiert man die Pensionskassen-Anbieter nach Vorsorgemodell, heben sich die teilautonomen Sammelstiftungen mit einer durchschnittlichen Verzinsung von 4.09% erneut sehr deutlich von den Vollversicherungsanbietern mit einem Mittelwert von 1.62% ab. Diese Differenzen unterstreichen die Bedeutung eines umfassenden Pensionskassenvergleichs unter Einbezug aller Vorsorgemodelle (lesen Sie hier mehr über die Alternativen zur Vollversicherung).
Verzinsung der Altersguthaben im 10-Jahres-Vergleich
Betrachtet man die Verzinsung über einen längeren Zeitraum zeigt sich folgendes Bild:
Das Mittel der annualisierten Verzinsungen hat sich im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 2.06% erhöht. Das Gefälle zwischen Höchstwert (SVE, 4.0% p.a.) und Tiefstwert (Helvetia Sammelstiftung für Personalvorsorge, 0.79%) fällt auch in dieser längerfristigen Betrachtung gross aus.
Ein simples Rechenbeispiel veranschaulicht, wie sich diese vermeintlich kleine Differenz über einen Zeitraum von 10 Jahren niederschlägt: das Pensionskassenkonto eines Mitarbeitenden mit CHF 500’000 Altersguthaben im Jahr 2015 wäre allein durch die Verzinsung bei SVE bis heute auf CHF 738’675 angewachsen, während es bei Helvetia nur CHF 541’171 wären. Ein beeindruckender Unterschied von fast CHF 200’000 bzw. 40%, bei gleichem «Einsatz»!
Prüfen Sie die vorhandenen Alternativen
Arbeitgeber und Mitarbeitende, die in den letzten Jahren eine unterdurchschnittliche Verzinsung erhalten haben, sollten sich Gedanken über einen Wechsel der Pensionskassen machen.
Firmen ab 100 Mitarbeitende können anhand des PARSUMO BVG Fit Check sehr einfach identifizieren lassen, wie die eigene Pensionskassenlösung im schweizweiten Vergleich dasteht und welche Optionen für Verbesserungen sich bieten. Dafür stützen wir uns nicht nur auf die Verzinsung, sondern auf eine umfassende Bewertung der verschiedenen Anbieter aufgrund von quantitativen und qualitativen Faktoren. Es ist zu empfehlen, die Analyse während der ersten Jahreshälfte durchzuführen, um eine Entscheidung vor Ablauf der branchenüblichen Kündigungsfrist von sechs Monaten auf Ende Jahr (also per 30. Juni des jeweiligen Jahres) fällen zu können.
[1] vgl. UBS Pensionskassen-Performance per 31.12.2024
[2] vgl. PPCMetrics Pension Ticker per 31.12.2024