Rückblick
Zinssenkungen auf breiter Front sowie volatile, aber insgesamt positiven Entwicklungen an den Aktienmärkten zeichnen das dritte Quartal 2024.
Die globalen Aktienmärkte konnten im dritten Quartal 2024 trotz zwischenzeitlicher Korrekturen und erhöhter Volatilität deutlich zulegen. So verzeichnete der globale Aktienmarkt am MSCI World Index gemessen ein Plus von 6.36% über die letzten drei Monate, mit dem Allzeithoch in greifbarer Nähe.
Unterstützend wirkten dabei die geldpolitischen Massnahmen der Notenbanken. Der scheidende SNB-Chef Thomas Jordan verabschiedete sich mit einer Senkung des Leitzinses auf 1% gefolgt von der EZB, welche auf 3.5% senkte, sowie einer überraschend hohen Anpassung des amerikanischen Fed um 0.5% auf 5%. Die Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen dieser drei Notenbanken im Oktober (EZB), November (Fed) sowie Dezember (SNB) um jeweils 0.25% ist ein weiterer Treiber für die jüngste Börsenentwicklung.
In den Vereinigten Staaten unternahm Präsident Joe Biden Anfang des dritten Quartals eine 180-Grad-Wendung, indem er sich plötzlich aus dem Wahlkampfrennen verabschiedete, nach einer für ihn verheerenden Debatte. Mit anfänglich gutem Momentum scheint sich die Popularität der übernehmender Vizepräsidentin Harris wieder abzuschwächen. Auf Seiten der Republikaner versuchte Trump den Attentatsversuch für sich zu nutzen, ebenfalls mit mässigem Erfolg. Der Wahlkampf tritt nun in die heisseste Phase mit weniger als drei Wochen bis zum entscheidenden Tag am 5. November 2024. Orientiert man sich an den Wettquoten, zeichnet sich aktuell ein Sieg Trumps mit einer Wahrscheinlichkeit von 55% ab.
Ebenfalls auf der politischen Weltbühne war eine Zunahme von Konflikten zu beobachten, insbesondere im Nahen Osten wo Israel militärische Auseinandersetzungen mit der Hamas im Gazastreifen, mit der Hisbollah im Libanon und sogar direkt mit dem Iran hatte. Diese Spannungen führten zu den erhöhten Volatilitäten an den Börsen.
Einen erfreulichen Kontrast zur Politik gaben Konjunkturdaten aus den USA und der Schweiz, welche das «Soft Landing» Szenario weiterhin stützen und gekoppelt mit den Zinssenkungen für Kurssteigerungen an den Börsen sorgten.
Die wirtschaftliche Situation in der Eurozone zeigt dagegen ein eher negatives Bild. Im Zentrum der öffentlichen Diskussion stand die deutsche Industrie. So sendete Volkswagen starke Warnsignale aus und kündigte einen radikalen Sparkurs an. Auch der Lufthansa-Chef Carsten Spohr äusserte Sorgen über die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Dass die deutsche Industrie an Bedeutung verliert, zeigt sich auch in Zahlen. So ist der Anteil des BIP im Verhältnis zum Rest der Welt seit 2004 von 4-5% auf 3% gesunken und auch der Anteil an der Gesamtmarktkapitalisierung ist heute mit rund 2% noch etwa halb so gross wie vor 20 Jahren. Auf Firmenebene lassen sich diese Umstände in den Aktienkursen von Firmen wie VW oder Bayer nachvollziehen.
Für die Schweiz ist Deutschland als grösster Handelspartner von erheblicher Bedeutung und so schlagen sich die Probleme von VW und Co. bei den Schweizer Zulieferern wie Feintool oder Autoneum nieder, deren Aktienkurse in den letzten Jahren gelitten haben.
Globale Finanzmärkte
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Aktien
Der MSCI World Index als Gradmesser der globalen Aktienmärkte erzielte trotz höherer Volatilität in Dollar gerechnet einen Zuwachs von 6.36% über die letzten drei Monate, unterstützt durch steigendes Vertrauen in ein «Soft Landing» und anhaltende Zinssenkungen. Technologie- und Konsumgütersektoren erlebten dabei besonders hohe Nachfrage und liessen den Index nahe dem Allzeithoch schliessen.
In der Schweiz verzeichnete der der SPI ein Wachstum von rund zwei Prozent und wurde durch solide Unternehmensergebnisse und einer stabilen Binnenkonjunktur gestützt. Exportorientierte Titel litten allerdings unter der Frankenstärke, die den internationalen Wettbewerb erschwerte.
Unter den Schwellenländern stachen besonders chinesische Aktien hervor, welche gegen Ende des dritten Quartals eine fulminante Rally verzeichneten: der Hang Seng Index stieg im September innerhalb von weniger als einem Monat um rund 25%. Diese Reaktion ist auf Stimulus Massnahmen der chinesischen Regierung zurückzuführen, welche die schwächelnde Wirtschaft ankurbeln sollen.
Obligationen
Die Rendite der 10-järigen Schweizer Staatsanleihen ist im Verlauf des dritten Quartals von 0.54% auf 0.42% gesunken. Die deutschen und amerikanischen Pendants verzeichneten ebenfalls rückläufige Renditen und notierten per Ende September bei 2.13% respektive 3.78%. Zum Verdutzen vieler Investoren sind die Renditen verschiedener Staatsanleihen nach den Zinssenkungen im September deutlich gestiegen resp. deren Kurse gesunken. Dies signalisiert, dass der Markt die Beschlüsse der Notenbanken überschätzt hatte und die Erwartungen im Anschluss korrigieren musste.
Nichtsdestotrotz verzeichneten die wichtigsten Obligationenindizes über das ganze dritte Quartal hinweg positive Renditen: der Bloomberg Global Aggregate Index stieg um 6.98% und der Swiss Bond Index AAA-BBB erzielte ein Plus von 2.21%.
Rohwaren
Der Rohstoffsektor zeigte eine robuste Performance, der Thomson Reuters CRB Index legte um 6.92% zu. Während die Ölpreise rückläufig waren und die Entwicklung dämpften, wurde diese Anlageklasse von der positiven Wertenwicklung verschiedener Metalle wie Gold oder Silber gestützt.
Immobilien
Auf den Immobilienmärkten waren erfreuliche Kursgewinne zu verzeichnen. der SXI Real Estate Funds Index wuchs um 4.67% während der internationale FTSE EPRA/NAREIT Global Index beeindruckende 16.29% erzielte. Neben den Zinssenkungen profitieren diese Sachwerte auch von guten Fundamentaldaten: die Nachfrage nach Wohnraum bleibt stabil, Mieten weisen vielerorts steigende Tendenzen auf, und Leerstände sinken.
Währungen
Die Währungen zeigten im dritten Quartal eine deutliche Volatilität. Sowohl der US Dollar (-6.35%) als auch der Euro (-2.90%) gaben gegenüber dem Schweizer Franken nach. Gegenüber dem US Dollar konnte der Euro mit 3.67% zulegen.
Risikoindikatoren
Unser Risikoindikator, der Global Systemic Risk Indicator (Global SRI) ist im Verlauf des dritten Quartals gestiegen. Dieser hauptsächlich den geopolitischen Spannungen geschuldete Umstand ist im grossen Kontext zu relativieren und die systemischen Risiken an den Kapitalmärkten werden als tief gewertet.
Der regionale SRI-Wert für Asien-Pazifik verzeichnet einen starken Ausreisser gegenüber den USA und Europa, was auf eine ungleichmässigere Risikoverteilung in den Geografien hindeutet. Letztere beide Regionen sind zwar ebenfalls leicht im Risiko gestiegen, jedoch sind diese Märkte weiterhin als widerstandsfähig einzustufen. Der amerikanische SRI zeigt im Vergleich zu den anderen Märkten zurzeit die geringsten Risiken an.
Insgesamt signalisiert der Global SRI eine stabile Marktsituation mit tiefen Risiken. Dies unterstützt unsere Entscheidung, die Aktienquote überzugewichten.
Ausblick
Fundamental positive Ausgangslage durch politische Konfliktherde getrübt.
Insgesamt blicken die Märkte mit vorsichtigem Optimismus auf das vierte Quartal. Die deutliche Lockerung der Geldpolitik schafft grundsätzlich Raum für weiteres Wachstum in den Aktien- und Anleihenmärkten und die Konjunkturdaten unterstützen das «Soft Landing» Szenario weiterhin.
Potenzial für stürmische Gegenwinde gibt es dennoch von verschiedenen Quellen. Einerseits brodeln immer mehr politische Konfliktherde: der anhaltende Krieg in der Ukraine, militärische Auseinandersetzungen im Nahen Osten, und auch im Fernen Osten lassen China und Nordkorea immer wieder die Säbel rasseln.
Hinzu kommt die US-Präsidentschaftswahl Anfang November. Auch wenn die Zeichen aktuell auf die republikanische Seite stehen, ist die letzte Phase entscheidend und drastische Wendungen treten nicht selten auf. Während der Ausgang dieser Wahl auf das Weltgeschehen einen erheblichen Einfluss haben dürfte, ist sie für diversifizierte und langfristig denkende Anleger nicht von kritischer Bedeutung. Historisch gesehen haben die Börsen sich in beiden Szenarien positiv entwickelt, im Durchschnitt unter demokratischer Führung sogar etwas mehr als unter republikanischer.