Rückblick
Das zweite Quartal 2024 war geprägt von wichtigen politischen Ereignissen in Europa und vorsichtigen Zinssenkungen der Zentralbanken.
Die ersten sechs Monate des Jahres 2024 brachten den Anlegern überwiegend erfreuliche Renditen. Der Schweizer Aktienindex SPI erzielte bis Anfang Juli eine Rendite von über 11% und auch die wichtigsten globalen Aktienindizes verzeichneten im ersten Halbjahr deutliche Zuwächse. Diese positive Entwicklung wurde durch eine stabile, wenn auch moderate Konjunkturentwicklung und robuste Unternehmensergebnisse gestützt.
Neben der weiterhin anhaltenden «AI»-Euphorie an den Börsen stand das zweite Quartal im Zeichen wichtiger politischer Ereignisse in Europa. Die Wahl des Europäischen Parlaments führte zu einer deutlichen Verschiebung ins rechte politische Spektrum. Als Reaktion darauf rief der französische Präsident Emmanuel Macron überraschend Neuwahlen aus. Die Parlamentswahlen in Frankreich Anfang Juli brachten jedoch ein unerwartetes Ergebnis: Entgegen den Befürchtungen konnte das rechtsnationale Rassemblement National keine Mehrheit erringen. Stattdessen ging ein Bündnis aus linken und Mitte-Parteien als stärkste Kraft hervor.
Auch im Vereinigten Königreich kam es zu Wahlen im Unterhaus, die der links orientierten Labour-Partei einen historischen Sieg brachten und Keir Starmer als Nachfolger von Rishi Sunak festlegten. Die konservativen Tories erlitt eine beispiellose Niederlage wie es sie in den letzten 100 Jahren nicht mehr gab.
Auf globaler Ebene kam es auch in Indien zu Parlamentswahlen, die im Kontext der Marktkapitalisierung von nur etwas mehr als einem Prozent (gemessen am MSCI World Index) für die Börsen zumindest in direktem Zusammenhang unbedeutend waren. Premierminister Modi wurde für eine dritte Amtszeit bis 2029 gewählt, während seine führende Partei BJP Sitze zugunsten der Opposition verlor.
Auf geldpolitischer Ebene leiteten sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) im zweiten Quartal vorsichtige Zinssenkungen ein. Die EZB senkte den Leitzins um 0.25% auf 4.25%, die SNB reduzierte ihren Leitzins ebenfalls um 0.25% auf 1.25%. Diese Schritte erfolgten vor dem Hintergrund einer sich weiter abschwächenden Inflation, wenngleich die Teuerungsraten in der Eurozone weiterhin über dem Zielwert der EZB liegen.
Die US-Notenbank Fed hielt dagegen an ihrer Geldpolitik fest und beliess den Leitzins unverändert bei 5.25% bis 5.5%. Die hartnäckig hohe Inflation in den USA von zuletzt 3.4% lässt Zinssenkungen in diesem Jahr zunehmend unwahrscheinlich erscheinen.
Globale Finanzmärkte
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Aktien
Die globalen Aktienmärkte setzten im zweiten Quartal 2024 ihren positiven Trend fort, wenn auch mit geringerer Dynamik als zu Jahresbeginn. Der MSCI World Index verzeichnete im zweiten Quartal einen Anstieg von etwa 3%, was die Gesamtrendite für das erste Halbjahr auf über 15% brachte.
Besonders stark entwickelte sich der US-Aktienmarkt, getrieben von robusten Unternehmensergebnissen und der anhaltenden Euphorie um künstliche Intelligenz. Nvidia setzte seinen Erfolgskurs an der Börse fort und wurde am 18. Juni, gemessen an der Marktkapitalisierung, zur grössten Firma der Welt und überholte sowohl Microsoft als auch Apple. Der S&P 500 legte im zweiten Quartal um etwa 4% zu und erreichte damit für das erste Halbjahr eine beeindruckende Rendite von 15%.
Europäische Aktien zeigten sich volatiler, konnten aber trotz politischer Unsicherheiten moderate Gewinne verzeichnen. Der Schweizer Aktienmarkt entwickelte sich ebenfalls positiv, wobei insbesondere die UBS von starken Quartalsergebnissen profitierte.
Schwellenländeraktien blieben hinter den Industrieländern zurück, zeigten aber gegen Ende des Quartals Anzeichen einer Erholung, insbesondere in China.
Obligationen
Die Anleihemärkte waren im zweiten Quartal 2024 von den geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken geprägt. Die Zinssenkungen der EZB und der SNB führten zu einem leichten Rückgang der Renditen in Europa und der Schweiz.
Die Rendite 10-jähriger Schweizer Staatsanleihen sank im Laufe des Quartals um etwa 13 Basispunkte auf 0.54%. In der Eurozone stiegen die Renditen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen leicht und notierten Ende Juni bei etwa 2.50%.
In den USA blieben die Renditen aufgrund der anhaltend restriktiven Geldpolitik der Fed relativ stabil. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen bewegte sich im Bereich von 4.40%.
Rohwaren
Der Rohstoffmarkt zeigte im zweiten Quartal 2024 eine gemischte Entwicklung. Der Ölpreis blieb volatil, tendierte aber insgesamt seitwärts. Ein Fass der Sorte Brent notierte Ende Juni bei etwa 85 US-Dollar.
Gold konnte von der geopolitischen Unsicherheit profitieren und verzeichnete moderate Zuwächse. Die Feinunze Gold notierte Ende Juni bei rund 1’950 US-Dollar.
Immobilien
Der Schweizer Immobilienmarkt zeigte sich im zweiten Quartal 2024 robust. Trotz der Zinswende blieben die Preise für Wohnimmobilien weitgehend stabil. Kotierte Immobilienfonds verzeichneten im zweiten Quartal eine negative Performance von etwa einem Prozent und liegen damit im Jahresverlauf bei einem Plus von fast 5%.
Investoren ausländischer Immobilien mussten für das Quartal einen Rückgang in Basiswährung von rund 2% hinnehmen.
Währungen
Im Währungsbereich bewegte sich der EUR/CHF-Wechselkurs bis zu den Wahlen in Europa und in Frankreich positiv, und schloss das Quartal nach einer steilen Abwärtsbewegung bei rund 0.96. Der US-Dollar zeigte sich gegenüber dem Franken relativ stabil.
Derweilen setzt der japanische Yen seine Talfahrt kontinuierlich und lässt sich auch durch Notenbankinterventionen kaum bremsen. Per Ende Quartal erhielt man fast 161 Yen pro Dollar, ein Minus von 6%. Auch gegenüber dem Schweizer Franken notiert die Währung schwächer.
Risikoindikatoren
Unser Risikoindikator, der Global Systemic Risk Indicator (Global SRI) wertet die systemischen Risiken an den Kapitalmärkten als tief ein. Dies deutet auf ruhige Gewässer.
Die regionalen SRI-Werte für die USA, Europa und Asien-Pazifik haben sich im Laufe des Quartals angenähert, was auf eine gleichmässigere Risikoverteilung zwischen den Regionen hindeutet. In Europa hat sich der SRI trotz der politischen Unsicherheiten nicht wesentlich erhöht, was die Widerstandsfähigkeit der Märkte gegenüber politischen Risiken unterstreicht. Der amerikanische SRI zeigt im Vergleich zu den anderen Märkten zurzeit die geringsten Risiken an.
Insgesamt signalisiert der Global SRI eine stabile Marktsituation mit tiefen Risiken. Dies unterstützt unsere Entscheidung, die Aktienquote überzugewichten.
Ausblick
Gute Voraussetzungen trotz politischer Unsicherheiten
Das Rekord-Wahljahr 2024 wartet in den nächsten Monaten mit weiteren politischen Ereignissen auf, welche zu Verunsicherung an den Börsen führen können. Mehrere grössere Länder, darunter Brasilien im Oktober, haben die Wahlen noch vor sich. Das mit Abstand grösste Augenmerk ist aber auf die US-Präsidentschaftswahl im November gerichtet, deren Ausgang den grössten Einfluss auf das Weltgeschehen und die Aktienmärkte haben wird.
Dem entgegenstehend lassen zurückgehende Inflationsraten die Wahrscheinlichkeit für (weitere) Zinssenkungen steigen, wie die Positionierung von Obligationeninvestoren bestätigt. In der Schweiz wird demzufolge erwartet, dass der Leitzins bis Ende Jahr auf 1% oder sogar 0.75% fallen wird. Die amerikanischen Märkte signalisieren zurzeit eine erste Zinssenkung im September und gehen davon aus, dass der Leitzins bis Ende Jahr auf 4.5 – 4.75% zurückgehen wird. Für die Eurozone gehen die professionellen Vorhersager davon aus, dass der Zins im Dezember bei 3.5% sein wird. Diese Erwartungshaltung dürfte sich grundsätzlich positiv auf Sachwerte wie Aktien und Immobilien auswirken.
Aus heutiger Perspektive sieht es zunehmend danach aus, dass dem Fed unter Jerome Powell der schwierige Balanceakt eines «Soft Landings» gelingt. Die im Vorfeld vielbefürchtete Rezession in den USA ist bis auf einen kleinen Schluckauf im ersten Halbjahr 2022 ausgeblieben. Schafft Powell das letzte Kapitel des Zinszyklus’ aus geldpolitischer Sicht erfolgreich zu meistern, dürfte er als einer der prominentesten Fed-Vorsitzenden in die Geschichte eingehen.