Rückblick
«Jeder Vertrauensakt beinhaltet ein Restrisiko, was jedoch nicht zu einer misstrauischen Grundhaltung führen darf.»
(Helmut Laufer, Managementautor)
Seit Anfang Jahr herrschen an den internationalen Aktienmärkten sehr gute Risikoverhältnisse, was ruhige Märkte mit einem hervorragenden Rendite-Risiko-Verhältnis bedeutet. Aufbauend auf der starken Marktverfassung des letzten Jahres – sowohl der Brexit als auch die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten wurden von den Märkten gut absorbiert –, zeigte das erste Halbjahr 2017 die beste Rendite-Risiko-Entwicklung seit Jahrzehnten. Nachdem unsere proprietären Risikoindikatoren zum Jahresbeginn ausgezeichnete Signale aussandten, haben sich ihre Werte im zweiten Quartal auf tiefem Niveau etabliert. Der Turbulence Index, der das Risiko erhöhter Marktturbulenzen anzeigt, verharrt im Ruhezustand, und der Systemic Risk Index lässt trotz einem leichten Anstieg in den vergangenen Wochen auf weiterhin geringe systemische Risiken schliessen. Aufgrund der anhaltend tiefen Werte der Indikatoren bleiben Marktrückschläge auch in näherer Zukunft unwahrscheinlich.
Mit unseren Risikoindikatoren, die wir täglich berechnen, können wir drei massgebende Ziele sehr gut verfolgen:
- die Portfolios vor Tail Risks schützen,
- bei vorteilhaften Risikoverhältnissen dezidiert an positiven Marktentwicklungen teilnehmen, und
- nach dem Auftreten von Tail Risks wieder Engagements in Sachwerten aufbauen.
Anlageklasse | Index | Rendite über 3 Monate, per 30.06.2017 in Basiswährung | Rendite YTD 2017 in Basiswährung | Rendite über 12 Monate, per 30.06.2017 in Basiswährung |
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Aktien Welt | MSCI World Net USD | 4,03% | 10,66% | 18,20% |
Aktien Schweiz | Swiss Performance Index | 5,09% | 12,97% | 16,95% |
Aktien EM | MSCI Emerging Markets NR USD | 6,27% | 18,43% | 23,75% |
Obligationen Welt | JPM GBI Global Traded TR USD | 2,59% | 4,07% | -4,41% |
Obligationen Schweiz | Swiss Bond Index AAA-BBB TR | -0,49% | -0,33% | -2,81% |
Rohwaren | Thomson Reuters/Jefferies CRB TR USD | -5,76% | -8,87% | -8,73% |
Immobilien Schweiz | SXI Real Estate® TR CHF | 2,49% | 7,18% | 7,58% |
Immobilien Ausland | FTSE EPRA/NAREIT Global TR USD | 3,71% | 7,23% | 3,08% |
Wechselkurs EUR/CHF | 0,64% | 2,17% | 1,03% | |
Wechselkurs USD/CHF | -0,98% | -5,87% | -1,82% |
Zur Jahresmitte zeigen sich die internationalen Aktienmärkte nach wie vor in guter Form, dies trotz jüngster kleiner Korrekturbewegungen. Alle wichtigen Indizes sind solide im Plus und konnten im zweiten Quartal ihre Avancen der ersten drei Monate ausbauen. Die Märkte orientieren sich an fundamentalen Faktoren, und die globale Konjunkturerholung stimmt die Anleger zuversichtlich.
Der konjunkturelle Aufschwung wird sowohl von einem stabilen Wachstum in den USA als auch von der beschleunigten wirtschaftlichen Entwicklung in Europa getragen. Wachstumstreiber in beiden Regionen ist der private Konsum. Dabei ist in den USA und Europa eine unterschiedliche Dynamik zu beobachten, und eine Umkehr des Zinstrends ausserhalb der USA ist noch nicht zu erwarten. Die US-Notenbank Fed dürfte noch in diesem Jahr einen weiteren Zinsschritt vornehmen, obwohl das Protokoll der letzten Sitzung Fragen zum Tempo der Normalisierung aufwirft. In Europa sind erste kleine Schritte in Richtung Reduktion der stimulierenden geldpolitischen Massnahmen zu erkennen (Tapering), aber vor 2019 sind keine Zinserhöhungen zu erwarten. Für die SNB bleibt der Wechselkurs zum Euro zentral, weshalb sie noch lange an den negativen Zinsen festhalten dürfte. In den wichtigen Schwellenländern können die Notenbanken die Zinsen dank niedriger Inflation tief halten, was sich positiv auf die Wachstumsaussichten auswirkt.
Das weltweite Wirtschaftswachstum nährt den Risikoappetit der Investoren und mangels Alternativen sind Aktien nach wie vor erste Wahl. Wir erwarten anhaltende Avancen der Aktienmärkte, unterbrochen von bloss kleineren Korrekturbewegungen.
Ausblick
«Börse und Konjunktur basieren lediglich auf dem Vertrauen in die Zukunft.»
(Erhard Blanck, deutscher Schriftsteller)
Erkenntnisse aus dem Risk Regime Investing (RRI)
Aufgrund der vorteilhaften Risikoverhältnisse an den Finanzmärkten bleiben wir bei unserer positiven Einschätzung für die weitere Entwicklung von Sachwerten. Die eingegangenen Risiken werden honoriert und mit ansprechenden Renditen abgegolten. Die Märkte sind robust, und sie verfügen über eine gute Absorptionsfähigkeit sowie über eine weiterhin erstaunlich hohe Widerstandskraft.
Die Anleger scheinen ihre Entscheide auf eine Vielzahl von Faktoren abzustützen, was ebenfalls auf eine stabile Marktverfassung hinweist. Einzelne negative Ereignisse können nicht den gesamten Markt mitreissen, fundamentale Gesichtspunkte stehen im Vordergrund, und die Stressfaktoren sind abgeklungen. Aufgrund belastender saisonaler Aspekte erwarten wir kleinere Rückschläge, aber mit einer grösseren Verkaufswelle ist nicht zu rechnen.
Unser Anfang Jahr eingegangenes Übergewicht in Sachwerten haben wir im Laufe des ersten Quartals noch ausgebaut. Im zweiten Quartal nutzten wir sehr erfolgreich das höchste Risikobudget. Aufgrund der weiterhin günstigen Verhältnisse an den Aktienmärkten halten wir an diesem Übergewicht fest.
Erkenntnisse aus der Quantitative Stock Selection (QSS)
Die in unseren letzten Berichten angesprochene Rotation an den Finanzmärkten ist durch das weltweit bessere Wirtschaftswachstum gut abgestützt. Die Umschichtung von defensiven Qualitätstiteln in zyklische Aktien wird sich in den kommenden Monaten noch weiter akzentuieren. Die eher zurückgebliebenen Branchen Banken, Versicherungen, Industrie, Alternative Energien, Rohstoff und Öl werden die überteuerten Sektoren ablösen.
In den USA befindet sich die Konjunktur bereits in einem fortgeschrittenen Boom. Europa hinkt im Konjunkturzyklus noch hinterher, die Wirtschaft ist noch im Erholungsmodus. Während wir in den USA eine Fortsetzung der Rotation erwarten, befindet sich die entsprechende Entwicklung in Europa noch in den Anfängen und birgt ausgezeichnetes Potenzial. Grundsätzlich rechnen wir mit einer weiteren Verschiebung der Faktorenpräferenz der Anleger: weg von defensiven Stylemerkmalen wie High Quality und Low Risk hin zu den eher zyklischen Merkmalen Value, Earnings Revision, Momentum und Growth.
In Bezug auf die Regionen favorisieren wir zurzeit Europa, Asien-Pazifik und die Schwellenländer. In den Ländern, wo sie noch nicht überteuert sind, halten wir ein Übergewicht in Small und Mid Caps. Für den eher defensiven Schweizer Markt sehen wir weiteres kurzfristiges Potential, da es an Alternativen fehlt. Im Vergleich zu zyklischeren Märkten dürfte die Performance jedoch leicht niedriger ausfallen.
Globale Finanzmärkte – Rückblick
(Vergleiche vorangehende Tabelle)
Aktien
Das erste Quartal 2017 stand im Zeichen einer flächendeckenden Erholung an den globalen Aktienmärkten. Im zweiten Quartal konnten sie ihre Gewinne ausbauen, auch wenn sich die Zuwachsraten etwas verlangsamten. Mit Ausnahme von Moskau und Toronto, die unter dem Einbruch der Rohstoffpreise litten, notierten sämtliche wichtigen Aktienindizes Ende Juni höher als zum Ende des ersten Quartals. Seit Jahresbeginn kletterte der SPI 12,97%, der Dax 7,35%, und der S&P 500 legte 8,24% zu. In Franken gerechnet sind das für den S&P 500 allerdings nur noch 1,75%. In Grossbritannien schwächelte der Brexit-geplagte FTSE 100 und schloss nur 2,38% höher. Der japanische Nikkei erholte sich vom negativen ersten Quartal und lieferte ein Semesterresultat von 4,81%. Der Aktienindex MSCI World beendete das Semester 10,66% höher, der MSCI Emerging Markets erzielte gar eine Performance von 23,75%, getrieben von der dynamischen Wachstumsentwicklung in den Schwellenländern. Erneut hängten die Emerging Markets die Märkte der Industriestaaten deutlich ab. (Alle Angaben in lokaler Währung.)
Obligationen
Obligationen mit Anlagequalität haben ihren Erholungstrend fortsetzen können, obwohl sie im Jahresvergleich wegen dem miserablen vierten Quartal 2016 immer noch deutlich im Minus notieren. Der weltweit investierte Index von JP Morgan avancierte von April bis Juni 2,59%, nach 1,5% im ersten Quartal. In Franken gerechnet zeigt er seit Anfang Jahr jedoch eine negative Performance. Frankenanleihen mit einer Bonität zwischen BBB und AAA rutschten mit einer Rendite von –0,49% in den roten Bereich und erzielten die enttäuschende Semesterrendite von –0,33%. Trotz weltweit besserer Konjunkturaussichten hat sich der Renditeunterschied zwischen Anleihen mit kurzer und mit langer Laufzeit im zweiten Quartal leicht verengt.
Rohwaren
Wie schon im ersten Quartal, verzeichneten Rohwaren auch im zweiten Quartal deutliche Abgaben. Der breit gefasste Rohwarenindex CRB verlor in Dollar gerechnet von April bis Juni 5,76%, seit Jahresanfang bedeutet das ein Minus von 8,87%. Angeführt wurden die Verluste erneut vom sinkenden Ölpreis, der unter dem hohen Angebot leidet. Ein Fass Rohöl der Sorte Brent kostete zur Jahresmitte 16% weniger als Anfang Januar. Silber, der grosse Gewinner des ersten Quartals, musste seine Avancen wieder vollständig abgeben. Auch Gold verlor wegen der niedrigeren politischen Risiken im zweiten Quartal an Glanz, ist mit einer Performance von 7,4% seit Anfang Jahr jedoch noch solide im Gewinnbereich. Einzig Palladium konnte seinen Aufwärtstrend fortsetzen und zeigte im ersten Halbjahr eine Performance von fast 24%. Allerdings dürften diese Preissteigerungen von der Nachfrage von Finanzinvestoren getrieben sein und weniger von dem industriellen Bedarf der Automobilindustrie.
Immobilien
Trotz der Zinsschritte in den USA dürften die Zinsen in Europa noch für längere Zeit auf ihrem sehr tiefen Niveau verharren. Schweizer Immobilienfonds setzten ihre gute Entwicklung fort und verzeichneten von April bis Juni einen Gewinn von 2,49%, nach 4,57% im ersten Quartal. Sie übertrafen Frankenanleihen erneut deutlich. Ausländische Immobilienanlagen erzielten mit 3,71% ebenfalls eine ansehnliche Performance, seit Anfang Jahr sind sie 7,23% im Plus. In Franken gerechnet lieferten sie jedoch einen leicht negativen Performancebeitrag.
Währungen
Der Euro-Franken-Wechselkurs hat die enge Bandbreite des ersten Quartals verlassen und sich dem Wert von 1,10 €/Fr. angenähert. Zum Quartalsende bedeutet das einen Anstieg von 0,64%. Der Dollar hat gegenüber dem Franken nochmals 1% nachgegeben und bewegte sich im zweiten Quartal praktisch immer unter Parität. Der Greenback notierte Ende Juni fast 6% unter dem Stand von Anfang Jahr; jüngst litt er unter den Anzeichen, dass die US-Notenbank das Tempo ihrer Zinserhöhungen drosseln könnte. Das Pfund festigte sich gegenüber dem Franken von Mitte April bis Anfang Mai deutlich, musste die Gewinne bis Ende Juni aber wieder vollständig abgeben. Getrieben vom beschleunigten Wirtschaftswachstum in der Eurozone legte der Euro gegenüber dem Dollar erneut zu und schloss das Quartal auf 1,14 €/$. Für das erste Halbjahr 2017 bedeutet das einen Gewinn von mehr als 8%.