Rückblick 2024
2024 stellt sich allen politischen Umbrüchen zum Trotz als gutes Anlegerjahr heraus.
Das Rekordwahljahr 2024 mündete politisch betrachtet mit der Wiederwahl von US-Präsident Donald Trump Anfang November in einem Höhepunkt. Das Wiederaufleben des «Trump Trade» katapultierte gleich mehrere Märkte in neue Sphären: So überstieg der Preis für einen Bitcoin erstmals die magische Grenze von USD 100’000 und legte innerhalb von zwei Wochen um rund 56% zu, während sich Aktien von Tesla im Wert verdoppelten und ebenfalls ein neues Allzeithoch erreichten. Weitere Gewinner an der amerikanischen Börse sind die Finanzbranche und die private Gefängnisindustrie. Diese Euphorie ist eine Antizipierung von politisch motiviertem Umdenken in den USA, welches sich durch Deregulierung fördernd auf künstliche Intelligenz (inklusive autonomes Fahren), Kryptowährungen, fossile Energie und den Finanzsektor auswirken soll.
Ein weitaus weniger euphorisches Bild zeigte sich in Europa. Nur einen Tag nach der US-Wahl hörte die deutsche Ampelregierung mit der Entlassung von Finanzminister Christian Lindner zu blinken auf – Neuwahlen stehen an. Auch Frankreich und Grossbritannien standen dieses Jahr im Zeichen innerpolitischer Auseinandersetzungen, welche sich im kommenden Jahr fortsetzen dürften.
Auf ökonomischer Ebene wurde 2024 durch Zinssenkungen geprägt. In vielen Industrieländern ging die Inflation zurück, was den Zentralbanken entsprechenden Spielraum gab auch im vierten Quartal weitere Anpassungen vorzunehmen. Per Ende Dezember liegen die Zinssätze vielerorts deutlich tiefer als Anfang des Jahres, mit Ausnahme von Japan:
Zentralbank, Land | Leitzins per 01.01.2024 | Leitzins per 31.12.2024 |
---|---|---|
SNB, Schweiz | 1.75% | 0.5% |
Fed, USA | 5.5% | 4.5% |
EZB, Eurozone | 4.5% | 3.15% |
BOJ, Japan | -0.1% | 0.25% |
BOE, Grossbritannien | 5.25% | 4.75% |
Insbesondere die Entwicklung in der Schweiz war bemerkenswert, wo der neue SNB-Chef Martin Schlegel für das Jahr 2025 sogar die Rückkehr von Negativzinsen in Aussicht stellte. Dies vor dem Hintergrund einer tiefen Inflationserwartung in der Schweiz mit 0.3% respektive 0.8% für die Jahre 2025 und 2026.
Das Wirtschaftswachstum fiel bei den letzten Publikationen per Ende des drittens Quartals in der Eurozone mit 0.9% gegenüber dem Vorjahr verhalten aus, während die Schweiz mit 2.0% etwas mehr Leistung zeigte. Die USA verzeichnen ein BIP-Plus von 2.7% während Chinas Wirtschaft weiterhin mit der inländischen Immobilienkrise und schwächerer Konsumnachfrage zu kämpfen hatte und mit einem Zuwachs von 4.6% unter den eigenen Zielen blieb.
Globale Finanzmärkte
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Aktien
Der globale Aktienmarkt repräsentiert durch den MSCI World Index legte im Jahr 2024 beeindruckende 18.67% zu, in Schweizer Franken gerechnet sogar 27.78%. In den USA, welche mittlerweile über zwei Drittel des MSCI World ausmachen, erfreuten sich Anleger in US-Dollar gemessen im gleichen Zeitraum über 23.31% Performance im S&P 500 Index. Inkludiert man das Jahr 2023, beträgt der Anstieg 53.19%, was in der Geschichte nur selten vorgekommen ist. Haupttreiber dieser Entwicklung waren die sogenannten «Magnificent Seven» (die „glorreichen Sieben“) Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla, die von der Nachfrage nach KI- und Digitalisierungslösungen profitierten.
Auch der Schweizer Aktienmarkt entwickelte sich positiv, mit einer Performance des SMI über 6.18% jedoch sehr viel verhaltener als der Globalmarkt. Schwellenländer notierten um 7.50% höher als zu Beginn des Jahres.
Obligationen
Schaut man auf die Obligationen verschiedener Regionen, zeichnet sich kein einheitliches Bild. In der Schweiz sanken die Anleiherenditen kontinuierlich. Mit einer aktuellen Verfallsrendite für 10-jährige Eidgenossen von rund 0.3%, sind diese Anlage für viele Investoren nach Gebühren und Steuern nicht mehr profitabel. Der Schweizer Obligationenmarkt als Gesamtes, gemessen am Swiss Bond Index AAA-BBB TR, wies für das Jahr 2024 eine Performance von 5.35% auf.
Nachdem sich amerikanische Staatsanleihen in die gleiche Richtung wie die Schweizer Pendants entwickelten, hat sich dieser Trend Mitte September gedreht und sorgte dafür, dass die Verfallsrenditen höher ausfallen als zu Beginn des Jahres.
Bemerkenswert ist der Trend in chinesischen Staatsanleihen, deren Verfallsrendite im Verlauf des Jahres drastisch gesunken und bei langen Laufzeiten sogar die Renditen der japanischen Pendants unterschritten hat (1.93% gegenüber 2.3%). Diese Entwicklung ist auf die zunehmende Befürchtung zurückzuführen, dass China aufgrund der Demografie und zuletzt schwachen Konsumentennachfrage einen ähnlichen Pfad wie Japan einschlagen und eine lange Periode der Deflation bevorstehen könnte.
Rohwaren
Rohstoffe haben gemessen am Bloomberg Commodity Index 2024 auf Total Return Basis insgesamt um 5.38% zugelegt, mit beträchtlichen Unterschieden innerhalb des Warenkorbs. Insbesondere Gold-Investoren konnten sich über ein sehr positives Ergebnis mit einer Rendite von 27.24% freuen. Zu den Verlierern gehörten hauptsächlich verschiedene Nahrungsmittel sowie fossile Energien.
Immobilien
In der Schweiz haben die kotierten Immobilienfonds im vierten Quartal ihren Kurs fortgesetzt und verzeichnen für das Gesamtjahr einen Wertzuwachs von 17.59%. Zinssenkungen sind ein Haupttreiber hinter dieser Entwicklung jedoch wird diese auch von starken Fundamentaldaten wie einer hohen Nachfrage nach Wohnraum und sinkenden Leerständen untermauert.
Der internationale FTSE EPRA/NAREIT Global Index büsste in den letzten drei Monaten einiges der zuvor erzielten Rendite ein und schloss das Jahr mit einem Plus von 1.57% ab.
Währungen
Der US-Dollar glänzte im Jahr 2024 mit einer starken Performance und stieg gegenüber dem Schweizer Franken um 7.17% sowie auch gegenüber dem Euro. Gegenüber dem Schweizer Franken notierte der Euro Ende Jahr etwas über ein Prozent höher.
Risikoindikatoren
Unser Risikoindikator, der Global Systemic Risk Indicator (Global SRI) hat sich im Verlauf des vierten Quartals seitwärts bewegt. Das geopolitische Umfeld hat sich weder positiv noch negativ auf die Stimmung an den Märkten ausgewirkt.
Der regionale SRI-Wert für Asien-Pazifik hat sich wieder deutlich abgeschwächt, nachdem er im dritten Quartal einen ausserordentlich starken Anstieg verzeichnet hatte.
Insgesamt signalisiert der Global SRI eine stabile Marktsituation mit tiefen Risiken.
Ausblick 2025
In der Schweiz ist der Anlagenotstand zurück.
Mit dem Einläuten des neuen Jahres erleben Schweizer Investoren ein Déjà-vu der bitteren Sorte: es herrscht wieder Anlagenotstand. Insbesondere Pensionskassen, welche dem Mindestzinssatz (aktuell 1.25%) und ihren laufenden Rentenzahlungen nachkommen müssen, fragen sich, wie sie die dafür erforderliche Rendite erwirtschaften können, ohne dabei übermässige Risiken einzugehen. Auch private Investoren werden es sich gut überlegen eine zu null oder sogar negativ rentierende Obligation ins Depot zu legen.
Wer Geld verdienen will - oder im Fall der Pensionskassen muss -, wird die Erträge aus risikobehafteten Anlageklassen wie Aktien, Immobilien oder alternative Anlagen holen müssen. Angesichts der starken Entwicklung dieser Anlageklassen wachsen die Sorgen, inwieweit diese Aufwertungen noch rational sind. Betrachtet man den US-Aktienmarkt, können folgende vier Faktoren herbeigezogen werden:
- Anlegersentiment: Umfragen zeigen einen Rekordoptimismus hinsichtlich künftiger Aktienkursgewinne. Sowohl private als auch professionelle Anleger zeigen Vertrauen, was durch niedrige Volatilitätsindizes wie den VIX und MOVE bestätigt wird, die auf stabile Markterwartungen hinweisen.
- Investitionsniveau: Massive Kapitalzuflüsse in US-Aktien und die neu lancierten Kryptowährungs-ETFs haben die Preise in die Höhe getrieben. Der Anteil von Aktien an den Portfolios globaler Investoren ist fast auf einem Rekordhoch, während die Bargeldquote historisch niedrig ist – was wenig Spielraum für zusätzliche Käufe lässt, welche die Rally weiter befeuern könnten.
- Bewertungen: Das CAPE-Verhältnis, ein vielbeachteter Bewertungsmassstab, welcher die Inflation mitberücksichtigt, liegt mit einer Rendite von 2.6% für den S&P 500 auf einem Niveau, das nur während der Dotcom-Blase und kurzzeitig im Jahr 2021 übertroffen wurde. Dies bedeutet, dass Investoren für einen Dollar Profit eines Unternehmens rund 38 Dollar zahlen.
- Marktkonzentration: US-Aktien dominieren die globalen Märkte, wobei die zehn grössten Unternehmen nun 40% des Wertes des S&P 500 ausmachen – ein Höchststand seit mindestens 1980. Diese Konzentration stellt ein extremes Ungleichgewicht dar.
Auch wenn diese Faktoren kein klarer Hinweis darauf sind, dass ein Börsencrash bevorsteht, liefern sie eine Indikation wie es um einen Markt steht. Natürlich können auch Beobachtungen herangezogen werden, die dagegensprechen wie beispielsweise die noch ruhige Aktivität bei IPOs oder die Analystenschätzungen der Gewinnanstiege der Unternehmen. Für Investoren, die Wert auf moderatere Bewertungen legen, kann das Exposure gegenüber der Internettechnologie und künstlichen Intelligenz gegen stabile Gewinne und Dividenden-Ausschüttungen getauscht werden, indem man verstärkt in den heimischen Aktienmarkt investiert.
Noch nicht absehbaren Einfluss auf die Weltmärkte wird die neue Regierung in den USA haben. Ab dem 20. Januar werden die schwach dastehenden Regierungen in den wirtschaftlich bedeutendsten europäischen Ländern Deutschland, Frankreich und Grossbritannien offiziell einem alles andere als scheuen Trump gegenüberstehen. Dabei stehen allen voran der Ukraine-Krieg, die Verteidigungsausgaben der Nato-Länder und Handelszölle auf der Agenda – Themen, welche das Potenzial haben nicht nur die politische, sondern auch die wirtschaftliche Weltkarte aufzumischen. 2025 dürfte somit anlagetechnisch in den unterschiedlichen Ländern und Branchen mit höheren Volatilitäten verbunden sein.