Autor: Simeon Belopitov
Schwellenländer hatten dieses Jahr viel Gegenwind
2021 war ein erfolgreiches Jahr für viele Anlegerinnen und Anleger mit zweistelligen Zuwachsraten. Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel, denn Aktien aus den Schwellenländern dürften das Börsenjahr mit einer roten Null beenden (in Schweizer Franken gerechnet). Mehrere Störfelder aus China waren dafür verantwortlich; namentlich das verlangsamte Wirtschaftswachstum, regulatorische Einschränkungen und Solvenzängste des bedeutenden Immobiliensektors.
Wir sind vom langfristigen Aufholpotenzial der Anlageklasse überzeugt (mehr dazu in unserem Blog) und halten deshalb in unseren gemischten Portfolios einen moderaten Anteil an nachhaltigen Aktien aus Asien, Lateinamerika, Osteuropa und Südafrika.
Wann zählt ein Land zu den «Emerging Markets»?
Die allermeisten Investorinnen und Investoren erhalten einen kostengünstigen und einfachen Zugang zu Schwellenländer-Aktien über ETF bzw. Indexfonds (mehr dazu in unserem Blog). Der geläufigste Standardindex, den diese Anlagevehikel replizieren, ist der MSCI Emerging Market Index und beinhaltet derzeit 25 Länder aus vier Regionen, wovon Asien mit Abstand die dominanteste ist. Mehr als 1.6 Billionen USD an Vermögen werden nach diesem Index verwaltet.[1]
Der Finanzdienstleister MSCI definiert somit auch welche Länder in den Index aufgenommen werden. Grundsätzlich müssen folgende Kriterien erfüllt sein (Stand Juni 2021):
- Mindestens drei Unternehmen aus dem entsprechenden Land müssen genug gross und liquid sein:
- Minimale Marktkapitalisierung: USD 2.3 Milliarden
- Minimale Marktkapitalisierung der handelbaren Aktien: USD 1.2 Milliarden
- Wertpapierliquidität: Handelsvolumen von mindestens 15% gemessen an der Marktkapitalisierung über einen gewissen Zeitraum
- Ein geregelter, sicherer und stabiler Zugang zum jeweiligen Markt muss gegeben sein:
-
- Ausländische Investoren dürfen einen signifikanten Anteil der Aktien erwerben
- Wenige Einschränkungen bei Zu-, bzw. Abflüssen von ausländischem Kapital sowie das Bestehen eines entwickelten Devisenmarkts
- Gute und getestete Effizienz des operativen Rahmens (u.a. geregelter Marktzugang und -infrastruktur, Informationsfluss, angemessenes Depotbanken- und Handels-Angebot, Möglichkeit von Aktienleihen und Leerverkäufen)
- Keine nennenswerten Beschränkungen seitens der lokalen Börsen auf deren Marktdaten, was u.a. eine Grundvoraussetzung unabhängig berechneter Indizes ist
- Moderate Einhaltung institutioneller Grundprinzipien wie Rechtsstaatlichkeit und deren Durchsetzung sowie die Stabilität des Wirtschaftssystems
Werden diese Kriterien nur teilweise erreicht, wird das Land zu den «Frontier Markets» gezählt, die gemessen am Gesamtaktienmarkt gerade mal 0.2% ausmachen und deren prominentester Vertreter Vietnam ist.
Eine Anforderung bezüglich Mindesteinkommen pro Kopf wird von MSCI nicht gestellt, es sei denn, ein Land soll zu den Industrienationen gezählt und damit in den weltbekannten MSCI World Index aufgenommen werden, und derzeit bei ca. USD 16'000 liegt.
Obwohl Schwellenländer heute ca. 40% zum globalen Bruttoinlandsprodukts beitragen, macht deren Marktkapitalisierung nur etwas mehr als 11% des Gesamtaktienmarktes aus.[2] Das Potenzial ist also vorhanden und sollte von Investoren mit einem langfristigen Horizont sowie einer ausreichenden Risikotoleranz- und fähigkeit berücksichtigt werden.
[1] MSCI Pressemitteilung: Assets in Global Equity ETFs linked to MSCI Indexes Reach All-Time High
[2] Morgan Stanley: Emerging Market Allocations: How Much to Own? und MSCI ACWI IMI Index vs. MSCI Emerging Market IMI Index
Wollen Sie informiert werden sobald Simeon Belopitov einen nächsten Artikel publiziert?
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.