Ist passiv tatsächlich besser?
Passive Anlagestrategien sind auf dem Vormarsch. Laut einer Studie von Willis Towers Watson, einem führenden Beratungsunternehmen für Risikomanagement, haben passive Strategien 2016 einen Anteil von mehr als 21% erreicht, gemessen an den verwalteten Vermögen der weltweit 500 grössten Asset Manager. Das ist eine Zunahme von 30% binnen fünf Jahren – Tendenz steigend.
Aktive Manager haben das Nachsehen. Zu Recht? Eine neu veröffentliche Untersuchung der Universität Zürich mit dem etwas frivolen Titel «Fifty Shades of Active and Index Alpha» malt, wie schon in der Bezeichnung angedeutet, ein differenziertes Bild. Die Resultate sind aus drei Gründen besonders interessant:
- Grosse Stichprobe: Die Studie basiert auf einer grossen und repräsentativen Stichprobe, es wurden über 61 000 verschiedene Fonds untersucht. Zum Vergleich: Derzeit gibt es laut Thomson Reuters weltweit rund 100 000 operierende Publikums- und Indexfonds.
- Realistischer Vergleich: Aktive Fonds wurden mit bestehenden und somit investierbaren passiven Indexfonds verglichen. Die Transaktionskosten und Verwaltungsgebühren wurden also bei beiden Varianten berücksichtigt.
- Langer Zeitraum: Die untersuchten Daten umspannen nahezu 25 Jahre, was die statistische Aussagekraft der Studie erhöht.
Die Autoren kommen zum Schluss, dass aktive Manger von institutionellen Fonds in der Anlagekategorie der grosskapitalisierten Aktien in den Regionen USA und Welt systematisch eine tiefere Rendite erwirtschaften als ein vergleichbarer Indexfonds. Hingegen finden sich in der Region Europa Fondsmanager, die eine nachhaltige Überrendite erzielen.
Privatinvestoren haben allgemein das Nachsehen. Da sie im Durchschnitt höhere Gebühren bezahlen müssen als Grossinvestoren, schmälert sich ihre Chance auf eine Überrendite. Eine weitere Auffälligkeit von Anlagefonds für Privatanleger ist, dass Fonds, die eine besonders schlechte Wertentwicklung aufweisen, schlecht bleiben. Die vergangene Performance scheint in diesem Fall tatsächlich ein Indikator für die zukünftige Performance zu sein, wenn auch ein negativer.
Auf die Differenzierung kommt es an
Investoren haben eine grössere Chance auf gute Renditen, wenn sie:
- Zugang zu kostengünstigen, institutionellen Anlageklassen haben,
- die zuletzt am schlechtesten rentierenden Fonds in einer Anlagekategorie meiden bzw. auswechseln,
- in den USA auf Indexlösungen setzen, und
- in Europa qualifizierte, aktive institutionelle Fondsmanager auswählen.
Die letzten beiden Erkenntnisse decken sich mit unseren Analysen der Aktienmärkte. Mit unserem quantitativen Verfahren, das ein Bestandteil unseres Anlageansatzes «Quantitative Stock Selection» (QSS) ist, messen wir die Effizienz der Aktienmärkte in verschiedenen Regionen. Wir prüfen, ob alle verfügbaren öffentlichen Informationen in den aktuellen Aktienkursen eingepreist sind, oder nicht.
Unsere periodisch durchgeführten Analysen zeigen, dass Large Caps in den USA, Japan und den Industrienationen im pazifischen Raum effizient sind. In diesen Aktiensegmenten lohnen sich aktive Strategien längerfristig nicht, ein kostengünstiges Indexprodukt ist dort vorzuziehen.
Hingegen finden wir Ineffizienzen in Europa und den Schwellenländern sowie im Bereich der klein- und mittelkapitalisierten Unternehmen. Wir empfehlen, diese Regionen und Segmente mit einem aktiven, systematischen Investitionsansatz abzudecken.
Bei institutionellen Investoren wie Pensionskassen hat sich laut einem jüngst erschienen NZZ-Artikel die Erkenntnis durchgesetzt, nicht alles in einen Investitionstopf zu werfen. Sie differenzieren umsichtig zwischen passiv und aktiv verwalteten Aktienportfolios, was den Destinatären in Form von optimalen Renditechancen zugute kommt.