Wir beobachten verschiedene bedeutende Entwicklungen, die für Anleger weitreichende Konsequenzen haben können. Die wichtigsten dieser Megatrends sind:
- Traditionelle Aktienmärkte der Industriestaaten vs Schwellenlandmärkte
- Fossile Brennstoffe vs Clean Energy und Cleantech
- Traditionelle Automobilindustrie vs Elektromobilität
- Traditionelle Vermögensverwalter vs Robo-Advisors
- Finanzindustrie – Intermediäre – Transparenz
1. Traditionelle Aktienmärkte der Industriestaaten vs Schwellenlandmärkte
In Bezug auf diese sich erheblich unterscheidenden Wirtschaftsblöcke stellen wir vier massgebende Entwicklungen fest:
- Ein ausgeprägter Basiseffekt in den Schwellenländern und somit eine akzentuierte Differenzierung der Rate of Change (Momentum).
- Eine Veränderung der Risikoverhältnisse aufgrund der deutlichen Beruhigung der Risiken der Schwellenlandmärkte.
- Eine vorteilhafte demografische Entwicklung in den Schwellenländern; die Emerging Markets ziehen zudem immer mehr junge Spitzenfachleute aus aller Welt an, die dort Herausforderungen und Möglichkeiten wahrnehmen (diese Entwicklung hat mit Städtebauern und Architekten begonnen und betrifft nun alle Berufsgattungen).
- Die intensive Innovationskraft der Schwellenländer, die im Vergleich zu den traditionellen Industriestaaten verschiedene Vorteile aufweist:
- Green field action ohne Altstrukturen
- Schiere Marktgrösse und Marktdichte
- Ausgezeichnete Risikofinanzierung
- Arbeitsmarkt mit riesigen Ressourcen
- Sich rasch entwickelnde Märkte mit Kunden, die Veränderungen gegenüber sehr aufgeschlossen sind
Die Aufholjagd ist im Gange, und während «wir» immer noch glauben, den Schwellenländern weit überlegen zu sein, beginnt sich bei «ihnen» die Meinung durchzusetzen, es sei nicht erstrebenswert, der alten Welt nachzueifern. Das «wir» und «sie» gibt es nur noch in unseren Köpfen (siehe auch das Video von Prof. Rosling auf unserer Homepage). Die Zeiten der Kolonialisierung sind definitiv vorbei. Schwellenländer entwickeln sich rasant, und die traditionellen Industriestaaten haben die grösste Mühe, ihr Niveau zu halten.
Wir sollten diesem Megatrend visionär begegnen und Schwellenländer mit einer ihrer Bedeutung angemessenen Quote in unseren Anlageentscheid und in unsere Anlageallokation miteinbeziehen.
2. Fossile Brennstoffe vs Clean Energie und Cleantech
Vor dem Fall kommt das letzte Aufbäumen – so könnte man die Entwicklung der Ölindustrie beschreiben. Sie wird sich redimensionieren müssen, weil sich die Märkte und die Nachfrage grundlegend ändern werden. Es gibt zwar internationale Ölkonzerne, die die Zeichen der Zeit erkannt haben und versuchen, sich eine neue Zukunft zu erarbeiten, sie sind aber in der Minderheit. Es ist empfehlenswert, alte Denkstrukturen über Bord zu werfen. Smog, CO2-Ausstoss, Wasserverschmutzung, Klimawandel und der unkontrollierte Plastikabfall werden in den kommenden Jahren ein Umdenken erzwingen.
Anleger müssen selbst entscheiden, ob sie dieses Aufbäumen als Renditequelle verwenden wollen. Denn Kosteneinsparungen und eine nach wie vor robuste Nachfrage sind die Treiber der sich aktuell verbessernden Ergebnisse dieser Dinosaurieraktien.
Wir ziehen die Alternativen vor. Sie sind überschaubar, fragmentiert und erst im Entstehen begriffen, aber sie haben das Potenzial, die sterbende Spezies der Ölmultis zu ersetzen. Der politische Wille dazu ist – zumindest in den zukunftsorientierten Staaten – bereits vorhanden. Die Nachfrage nach nicht-fossiler Energie wächst stetig, die Bevölkerung fordert einen Wandel.
Es ist anzunehmen, dass mit der Verschwendung von Rohöl und der einhergehenden Verschmutzung unserer Lebensgrundlage ähnlich verfahren wird, wie mit dem Rauchen. Ist doch dieser durchaus legitime Genuss von unserer Gesellschaft wieder vernünftig kalibriert und von einer Mode- zu einer Randerscheinung geworden. Dies wird auch mit der unsachgemässen Anwendung von Erdöl und den einhergehenden, weit schwerwiegenderen Folgen geschehen. Scheint Ihnen dies zu optimistisch oder gar utopisch zu sein?
Wir beobachten an den Märkten eine Risikokonzentration, die ihren Ursprung in der Energiebranche hat. Es finden Veränderungen statt, die mit diesen Überlegungen zu tun haben. Sie sind zurzeit noch unbedenklich für die Märkte, für die Ölbranche jedoch Vorläufer einer möglichen grösseren Umwälzung.
Aus diesen Ausführungen lassen sich einige Anlagekonsequenzen ableiten. Es ist an der Zeit, die in der letzten Dekade arg gebeutelte Branche der alternativen Energien neu zu beurteilen. Die von PARSUMO im November 2016 ausgesprochene Kaufempfehlung hat im Jahr 2017 ausserordentliche Resultate erzielt; gemessen am Kensho Cleantech Index ein Plus von 59% in Dollar und 50% in Franken. Erfüllen sich unsere Erwartungen in diesen Megatrend, werden ausgewählte Vertreter dieser Branche ein weiteres, ausserordentliches, langfristiges und nachhaltiges Potential besitzen. Es versteht sich von selbst, dass die Erdölbranche in zukunftsorientierten Portfolios immer weniger Platz finden sollte. Die frei werdenden Mittel können für den Aufbau einer Cleantech- und Clean-Energy-Quote genutzt werden.
3. Traditionelle Autoindustrie vs Elektromobilität
Interessant und äusserst dynamisch entwickeln sich die Gewohnheiten rund um das Auto. Es ist noch ungewiss, ob die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Verkehr verwischen oder gar verschwinden. Klarer ist hingegen die Entwicklung weg von herkömmlichen Verbrennungsmotoren hin zu elektrischen Antrieben. Aber auch Fragen zu Eigentümerschaft, selbstfahrenden Fahrzeugen, Haftung und Umweltverschmutzung werden die Diskussion befeuern.
Es gibt verschiedene Anzeichen, in welche Richtung sich die Automobilindustrie bewegen könnte:
- Als Vorläuferin einer guten Konjunktur hat die Branche ihren Zenit im laufenden Konjunkturzyklus bereits überschritten.
- Zum einen gibt es grosse Reputationsrisiken, zum anderen drohen empfindliche Kosten in zweierlei Hinsicht:
- Sollten Umweltorganisationen ihre juristischen Vorstösse intensivieren und die Unternehmen mit Haftungsforderungen konfrontiert werden, könnten Kosten in exorbitanter Höhe anfallen.
- Neue Regulierungen (dem Beispiel Norwegen folgend), neue Trends verbunden mit einem starken Umweltbewusstsein und neue Erfahrungen der Mobilität könnten dazu führen, dass sich die Kunden rascher als erwartet von der veralteten Technologie verabschieden (als Beispiel diene Nokia). Die Konsequenzen für die Automobilproduzenten wären wegen der langen Produktionszyklen dramatisch. Die Produktion eines plötzlich nicht mehr nachgefragten Produkts würde in einer ersten Phase die Parkplätze vor den Produktionshallen füllen und in einer zweiten Phase hohe Kosten für das Recycling der unverkäuflichen Fahrzeuge verursachen.
- Veränderte Distributionskanäle und Eigentumsverhältnisse der Fahrzeuge sowie das Leihgeschäft werden den Direktverkauf von Automobilen an Privatpersonen grundlegend verändern. Selbstfahrende Autos werden in den kommenden zehn Jahren zu neuen Geschäftsmodellen führen.
- Die Jugend wendet sich immer mehr vom Statussymbol Auto ab und propagiert eine umweltverträgliche Technologie. Die Millennials betrachten die traditionellen Unternehmen der Automobilbranche als überholt und werden ihnen sowohl den versuchten Imagewandel als auch die veralteten Produkte nicht mehr abnehmen.
Diese Liste von Herausforderungen ist selbstverständlich nicht abschliessend. Quintessenz ist, dass die Automobilindustrie vor nahezu unlösbaren Aufgaben steht. Die wichtigste Frage wird sein, wie glaubwürdig Unternehmen die technologische Wende vertreten können, die sie jahrzehntelang bewusst und aus Eigeninteresse verhindert haben.
Titel von traditionellen Unternehmen der Automobilbranche vermeiden wir tunlichst. Unternehmen mit einem reinen Elektroautoangebot, die wegen diesem Fokus eine hohe Glaubwürdigkeit besitzen, beobachten wir mit grossem Interesse.
4. Traditionelle Vermögensverwalter vs Robo-Advisors
Robo-Advisors haben in der Schweiz grosse Schwierigkeiten, sich durchzusetzen. Im Lande des Privat Banking und des Privatkundengeheimnisses haben sie verständlicherweise einen schweren Stand. Es wird vermutlich noch lange dauern, bis Robo-Advisors einen nennenswerten Anteil der in der Schweiz verwalteten Vermögen bewirtschaften dürfen. Wir glauben jedoch ans Robo Advisory und die damit verbundenen Vorteile:
- Ein digitales Angebot ist transparent, und das ist gegenüber traditionellen Produkten und Dienstleistungen ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
- Entscheidungen werden regelbasiert und durch Algorithmen gefällt, sie können jederzeit nachvollzogen werden. Bei traditionellen Vermögensverwaltern hingegen basieren Entscheidungen häufig auf individuellen Meinungen und sind somit arbiträr.
- Robo Advisory ermöglicht Investoren, ihre Portfolios in Abwesenheit des Vermögensverwalters zu überprüfen und die Leistung des Portfoliomanagers unbeeinflusst zu beurteilen.
- Das Resultat eines Robo-Advisors hängt von seinem Investitionsansatz bzw. den verwendeten Algorithmen ab. Diese sind vor einer Investition im Detail zu analysieren und zu beurteilen.
Wir sind überrascht, dass viele Robo-Advisors dem Aspekt der nachhaltigen Performance zu wenig Beachtung schenken, was ihren Erfolg langfristig gefährdet. Möglicherweise legen sie den Fokus zuerst auf die Benutzerfreundlichkeit und erst später auf Nachhaltigkeit.
Das Aufschieben von erfolgsrelevanten Faktoren scheint uns keine gute Strategie zu sein. Erfahrungsgemäss ist die Lebenserwartung einer Kundenbeziehung bei einem Robo-Advisor ohne robuste Resultate noch kürzer als bei einem traditionellen Vermögensverwalter. Robo-Advisors, die ungenügende Resultate vorweisen, sollten deshalb nach einem quantitativen Vermögensverwalter Ausschau halten und eine Kooperation ausloten, da diese regelbasiert agierenden Vermögensverwalter für eine digitale Umsetzung prädestiniert sind.
Kunden von Robo-Advisors müssen den Investitionsansatz genau hinterfragen und den Leistungsausweis auf seine Aussagekraft überprüfen.
5. Finanzindustrie – Intermediäre – Transparenz
In der Finanzindustrie bleibt kein Stein auf dem anderen. Es ist erfrischend zu sehen, wie sich Start-up-Unternehmen wie Revolut oder VIAC mit innovativen Lösungen Wege aus einer zementierten Branche bahnen. Die Bedürfnisse der Kunden stehen neu im Zentrum, und Mund zu Mund Propaganda siegt über eine unerträgliche Intransparenz. Diesen innovativen Unternehmen und PARSUMO ist eines gemein: Sie setzen sich als Fachspezialisten für Ihre Kunden ein, und dies mit Taten und nicht mit Marketing.
Banken haben das Gut Geld unter ihrer Kontrolle. Wegen ihrer Marktstellung und der Intransparenz der Preissetzung vieler Produkte und Transaktion erwachsen ihnen dadurch Vorteile, die eine grosse Verantwortung nach sich ziehen. Nicht alle sind sich dieser Verantwortung bewusst, und deshalb gilt die Devise: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Wir sind uns ziemlich sicher, dass die künftige Transparenz die Spreu vom Weizen trennen wird. PARSUMO hat sich Transparenz auf die Fahne geschrieben und kontrolliert sämtliche Transaktionen ihrer Kunden bei den Banken, mit denen wir zusammenarbeiten. Fakt ist: Wir müssen noch viel zu oft auf Korrekturen bestehen.
2050: Megatrends: Alltagswelten, Zukunftsmärkte
Megatrends können wissenschaftlich untersucht werden. Das hat Prof. Peter Maas von der Universität St. Gallen mit seinem Team getan. Die Studie mit dem Titel, «2050: Megatrends: Alltagswelten, Zukunftsmärkte» ist eine Pflichtlektüre für Investoren mit Weitblick und strategischem Ansatz.