Rückblick: Ein «Dejà-vu-Erlebnis» der unangenehmen Art.
Anleger haben das Gefühl, die Ereignisse der letzten Monate schon mal durchlebt zu haben. Die Marktverwerfungen von 2008 und 2009 sind immer noch im Gedächtnis fest verankert. Trotz volatiler Märkte und mehrheitlich schlechter Nachrichten befinden wir uns nicht in derselben Situation wie zum Zeitpunkt der globalen Finanzkrise. Die traditionelle fundamentale Bewertung der meisten Anlagekategorien scheint derzeit bedeutend moderater zu sein als im Sommer 2007.
Nachdem sich in der ersten Jahreshälfte vor allem Aktien und Rohwaren als erstaunlich immun gegenüber schlechten Nachrichten erwiesen hatten, kam es im August zum eigentlichen Dammbruch. Anleger zogen die Konsequenzen aus den belastenden Debatten über Schuldengrenzen, die Herabstufung der Bonität von US-Staatsanleihen und die Schuldenkrise in Europa. In der Folge erlitten die globalen Aktienmärkte Verluste im zweistelligen Prozentbereich.
Ausblick: Auf der Suche nach Stabilität
Es ist unser Anliegen, die Prioritäten unserer Anlagephilosophie in Erinnerung zu rufen: Wir sind auf langfristige Diversifikation und krisenresistente Portfolios fokussiert. Als Risikomanager wollen wir in erster Linie grössere Verluste vermeiden. Unsere Portfolios sind deshalb angemessen diversifiziert und damit frei von konzentrierten Risikopositionen. Die aktuellen Ereignisse an den Finanzmärkten bestätigen uns, von diesem Ansatz nicht abzurücken.
Die Stabilität der Märkte hat sich seit unserem August Update nicht wesentlich verändert. Obwohl die Bewertungen attraktiver geworden sind und sich erste langfristige Opportunitäten andeuten, ist die Lage nach wie vor fragil. Unsere Indikatoren sind zwar heute deutlich unter den Werten zum Zeitpunkt der globalen Finanzkrise, sie haben sich jedoch seit Juli 2011 weiter erhöht und signalisieren eine angespannte Situation. Weil wir kurzfristig von einer Fortsetzung der überdurchschnittlich hohen Schwankungen ausgehen, bleiben wir vorsichtig.
Anlageklasse | Index | Rendite über 3 Monate per 31.10.2011 | Rendite über 12 Monate per 31.10.2011 |
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Aktien Global | MSCI World Net US$ | -6.29% | 1.76% |
Aktien Schweiz | Swiss Performance Index | -1.95% | -9.43% |
Obligationen Welt | JPM GBI Global Traded TR USD | 3.06% | 5.16% |
Obligationen Schweiz | Swiss Bond Index AAA-BBB TR | 1.39% | 3.27% |
Rohwaren | Thomson Reuters/Jefferies CRB TR | -6.49% | 6.46% |
Immobilien Schweiz | SXI Real Estate® TR | 0.90% | 9.77% |
Wechselkurs EUR/CHF | 10.59% | -10.54% | |
Wechselkurs USD/CHF | 11.18% | -10.38% |
Langfristig erwarten wir, dass die Weltwirtschaft tiefe, aber positive Wachstumsraten erzielen wird. Unternehmensgewinne werden eher im Ausmass des langfristigen Durchschnitts von 8% pro Jahr als mit der Geschwindigkeit der letzten 15 Jahre (+14% p.a.) wachsen. Dieses Szenario scheint in den aktuellen Bewertungen der meisten Aktienmärkte komfortabel eskomptiert zu sein. Auch am Kapitalmarkt präsentiert sich die Lage weniger angespannt als vor drei Jahren. In der Schweiz hat sich die Renditedifferenz zwischen BBB- und AAA-Anleihen um 60 auf 160 Basispunkte ausgeweitet, und die Renditekurve am Markt für Anleihen der Eidgenossenschaft ist um 50 Basispunkte steiler geworden. Investoren, die bereit oder gezwungen sind, sich längerfristig zu positionieren, werden wieder mit einer kleinen Risikoprämie entschädigt.
Dennoch, Staatsanleihen mit der besten Schuldnerqualität sind teuer. Wir erwarten, dass diese Kategorie über viele Jahre eine unattraktive Rendite erzielen wird. Die dreissigjährige Hausse scheint mit der Eskalation rund um die Euro-Schuldenkrise zum Abschluss gekommen zu sein. Unser Ausblick für langfristige Staatsanleihen ist negativ. Unser langfristiger Ausblick für Aktien, Immobilien, Unternehmensanleihen und Rohwaren ist verhalten optimistisch.
Summa summarum beurteilen wir die Märkte weiterhin als ausgesprochen verletzlich und angespannt. Trotz verlockender Bewertungen rechtfertigt diese Situation auf taktischer Ebene eine unverändert vorsichtige Haltung gegenüber risikoreicheren Positionierungen.
Globale Finanzmärkte
Aktien
Die globalen Aktienmärkte haben im 3. Quartal deutlich an Boden verloren. Das Minus von 17% konnte im Oktober (+10%) immerhin reduziert werden. Damit liegt der MSCI World Net US$ seit Jahresbeginn mit 3% im Rückstand. In der Schweiz hatten die grosskapitalisierten Werte gegenüber den Aktien aus der zweiten Reihe, den sogenannten MidCaps, die Oberhand. Während der Swiss Market Index das Quartal mit einem Verlust von 11% beendete, mussten die Aktien im Swiss MidCap Index deutlicher Federn lassen (-19%). Immerhin konnte deren Verlust im Oktober sowohl auf absoluter als auch auf relativer Basis reduziert werden (+7% resp. +4%).
Obligationen
Obligationen verzeichneten ein weiteres Mal Gewinne auf Quartalsbasis. Die Zinsen auf US Staatsanleihen sanken auf ein neues Tief und in der Schweiz stieg der Index für Staatsanleihen unter Berücksichtigung von Kursgewinnen und Zinscoupons um 6%. Nach Erreichen des historischen Höchstwertes Anfangs Oktober musste der Index bis zum Monatsende allerdings einen kleinen Teil der Gewinne abgeben (-1%).
Rohwaren
Unter Führung der Industriemetalle und in Begleitung von tieferen Energiepreisen verzeichneten Rohwaren generell ein negatives Quartal. Vor dem Hintergrund der eingangs erwähnten Verwerfungen im August erstaunt es nicht, dass sich der Goldpreises dem Abwärtstrend entziehen konnte (+8%).
Immobilien
Die Immobilienkurse entwickelten sich uneinheitlich. Der globale Immobilienindex verlor im Einklang mit den Aktienmärkten zweistellig. Schweizer Immobilien konnten dagegen leicht zulegen (+2%).
Währungen
Unter grossen Schwankungen konnten die Wechselkurse aus Sicht des Schweizer Investors seit dem Ende des 2. Quartals bis Ende Oktober zulegen: EUR/CHF +2%, USD/CHF +5%.