Rückblick
Denken ist eine hervorragende Ablenkung von der Nutzlosigkeit des Tuns.
– Elmar Kupke, deutscher Aphoristiker und Stadtphilosoph
Es wird wieder viel gedacht, aber der Nutzen des nachfolgenden Tuns ist nur schwer zu beurteilen. Die US Federal Reserve Bank denkt, dass das Zurückfahren der regelmässigen Anleihenkäufe die Finanzmärkte versöhnlich stimmen wird. In Grossbritannien denkt die Regierung, den Immobilienkäufern mit dem sogenannten «Help-to-Buy»-Programm sinnvoll unter die Arme zu greifen.
In der Schweiz denkt der Bundesrat, dass man den Eigentümern der Pensionskassenguthaben die „freie“ Wahl für deren Verwendung nicht zumuten kann. Nicht zuletzt denken die Alliierten im Irak, dass deren Invasion im Jahr 2003 nichts mit dem Aufkommen der radikal islamistischen Isis-Terroristen zu tun hat. Zusammen mit der im 1. Quartal 2014 ausgebrochenen Krimkrise, die mittlerweile auf der Prioritätenliste der Stressfaktoren auf die hinteren Plätze gerutscht ist, übten diese möglicherweise erst später wirkenden Belastungen zumindest keinen nachhaltig negativen Einfluss auf die Finanzmärkte aus.
Das Gegenteil war der Fall. Im 2. Quartal 2014 verzeichneten alle Kategorien ausser den Währungen Gewinne. Gleiches gilt für die Anlageprofile, die in Schweizer Franken zwischen 2% und 4% zulegten. Grosses Aufholpotenzial bewiesen zum Beispiel Goldminenaktien mit einem Plus von 7%. US-Immobilien und US-Aktien legten nochmals 5% zu. All dies fand vor dem Hintergrund stetig sinkender Tagesschwankungen bis auf historisch tiefes Niveau statt.
Ausblick
Der sicherste Weg, etwas zu tun, ist das Versprechen, es nicht zu tun.
– Mark Twain, US-amerikanischer Erzähler und Satiriker
Die Absicht all jener, die denken statt nachhaltig zu handeln, konzentriert sich vor allem darauf, alles zu unterlassen, was die Finanzmärkte in Turbulenzen versetzen könnte. Die Amerikaner beschwichtigen die Anleger mit ihrem Versprechen, dem Auslaufen des Taperings unmittelbar keine Zinserhöhung folgen zu lassen. Die Briten versichern ihren Häuslebauern, dass ein Drehen an der Zinsschraube aufgrund des zu befürchtenden negativen Einflusses auf die Gesamtwirtschaft keine Option ist, und in der Schweiz will man einer Minderheit verbieten, ihr Vorsorgekapital zu verprassen, statt der Mehrheit zu ermöglichen, ein Eigenheim zu erwerben.
All dieses Tun gilt der Beruhigung der Finanzmärkte, die wir befürworten könnten, würden wir Anzeichen von masslosen Übertreibungen in allen Kategorien feststellen. Das tun wir aber bis dato nicht. Lediglich die Obligationenmärkte sind nach unserer Einschätzung masslos überteuert. Für die Aktienmärkte zeigen angewandte fundamentale Messgrössen eine neutrale Bewertung mit limitiertem Potenzial für das 3. Quartal 2014 und mit eher freundlicher Fortsetzung ins 2015 hinein.
Anlageklasse | Index | Rendite über 3 Monate per 30.06.2014 | Rendite über 12 Monate per 30.06.2014 |
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Aktien Welt | MSCI World Net USD | 4.86% | 24.05% |
Aktien Schweiz | Swiss Performance Index | 3.09% | 16.67% |
Obligationen Welt | JPM GBI Global Traded TR USD | 2.29% | 6.50% |
Obligationen Schweiz | Swiss Bond Index AAA-BBB TR | 1.57% | 4.02% |
Rohwaren | Thomson Reuters/Jefferies CRB TR USD | 1.18% | 11.88% |
Immobilien Schweiz | SXI Real Estate® TR | 2.50% | 1.70% |
Wechselkurs EUR/CHF | -0.30% | -1.20% | |
Wechselkurs USD/CHF | 0.26% | -6.15% |
Unverändert befinden wir uns im Zielportfolio 6, der Positionierung mit dem grössten Anteil an Aktien, Immobilien und Rohwaren. Der robuste Zustand der Märkte wird durch die anhaltend tiefe Volatilität in den Aktienmärkten dokumentiert. Obwohl wir uns seit Mai 2014 in der traditionell schwankungsanfälligeren Jahreshälfte befinden, zeigen unsere proprietären Indikatoren Systemic Risk Index (SRI) und Turbulence Index (TI) keine Anzeichen bevorstehender Verwerfungen. Während von der Risikoseite her betrachtet keine unangenehmen Überraschungen zu erwarten sind, betrachten wir die Renditeerwartungen für das 3. Quartal 2014 als eher bescheiden. Unsere Analysen zeigen, dass aktuell gehaltene bzw. empfohlene Aktienquoten eine gute Indikation für die zukünftige Renditeentwicklung sein können. Die folgenden Faktoren dürften einem ungebremsten Anstieg der Renditen deshalb im Wege stehen:
- In den Wertschriftendepots der Schweizer Banken halten die Anleger 44% in Aktien. Dieser Wert liegt zwar unter dem Niveau vom Sommer 2007, also dem Zeitpunkt vor Ausbruch der Finanzkrise, ist aber doch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 41%. Unter Anwendung der linearen Regression lässt sich daraus eine negative Rendite von mehr als 2% für die nächsten zwölf Monate errechnen.
- Daten der Schweizer Fondsanbieter zeigen, dass 37% des Fondsvolumens in Aktienfonds gehalten wird. Auch dies ist eine überdurchschnittlich hohe Quote, liegt doch der Durchschnitt seit 1998 bei nur 31%. Aufgrund dieser Daten liegt die erwartete Aktienrendite über zwölf Monate bei -14%.
- Die Aktieneuphorie in Europa ist nicht ganz so ausgeprägt wie in der Schweiz. Immerhin werden auch hier 28% der Depotvermögen in Aktien, also 2 Prozentpunkte über dem langjährigen Durchschnitt gehalten. Daraus ergibt sich für den EuroStoxx50 Index eine leicht negative Rendite von 3% für die nächsten zwölf Monate.
Wie im Vorquartal erwarten wir für die bevorstehende Periode keinen markanten Rückgang in den Aktienmärkten. Allerdings zählen die Monate August und September saisonal zu den schlechtesten des Jahres. Dies dürfte die Renditeentwicklung für das aktuelle Quartal limitieren oder zumindest bremsen. Bei den Marktschwankungen erwarten wir einen moderaten Anstieg der historisch tiefen Volatilitäten.
Globale Finanzmärkte – Rückblick
Aktien
Nach dem schlechten 1. Quartal setzten sich die asiatischen Märkte unter Führung von Hongkong an die Spitze der Indizes. Deren Aufholpotenzial sorgte für einen Anstieg von 5% im Hang Seng und von 2% im japanischen Index. Für einmal blieb der Swiss Performance Index mit einem Plus von 1% am Ende der Tabelle.
Obligationen
Die Erkenntnis, dass die Europäische Zentralbank den Leitzins wohl noch lange auf dem gegenwärtigen Rekordtief nahe Null belassen wird, sorgte weltweit für sinkende Zinsen und flache Zinskurven. In der Folge legten sowohl die Fremdwährungs- als auch Schweizer-Franken-Obligationen 2% zu.
Rohwaren
Rohwaren setzten ihre Erholung aus dem 1. Quartal fort. Bei den Edelmetallen platzierte sich das Silber mit +5% deutlich vor Gold (+2%). Die Notierung für Öl der Sorte Brent verteuerte sich ebenfalls um über 5%.
Immobilien
Mit einem Aufpreis von 17% gegenüber dem Nettovermögen sind Immobilienfonds schweizerischen Rechts nicht massiv überbewertet, liegt doch der Durchschnitt seit 1990 mit 15% nur unwesentlich darunter. Das Tiefzinsumfeld stützte Immobilienfonds auch im 2. Quartal; in der Folge legten Immobilien Schweiz um über 2% zu.
Währungen
Die beiden gegenüber dem Schweizer Franken wichtigsten Währungen (EUR, US$) blieben im 2. Quartal stabil. Grössere Veränderungen ergaben sich im japanischen Yen (+2%) und im britischen Pfund (+3%).