Rückblick
«Das Gefährliche am Risiko ist nicht das Risiko selbst, sondern wie man mit ihm umgeht.»
(Felix Gerg, deutscher Strategieberater)
Die Risikoverhältnisse an den internationalen Aktienmärkten haben sich in den ersten drei Monaten des Jahres merklich verbessert. Trotz anhaltenden politischen Risiken und einhergehender Unsicherheit sind die Börsen robust und in einer starken Marktverfassung. Die Märkte folgen wieder vermehrt fundamentalen Gesichtspunkten. Das führte zu einem Abklingen der Stressfaktoren.
In den letzten Jahren sind die Korrelationen zwischen den Anlageklassen auf ungeahnte Höhen gestiegen. Heute beobachten wir stark rückläufige Korrelationen, was einer Gesundung des Zusammenspiels der verschiedenen Anlagen gleich kommt. In einem solchen Umfeld erzielt Diversifikation den erwünschten positiven Effekt.
Die Konjunktur hat in den vergangenen Monaten an Fahrt gewonnen, und dank der sich immer deutlicher abzeichnenden Erholung war das erste Quartal 2017 für Anleger eines der besten seit 2004. Sachwerte (Aktien, Immobilien, Rohwaren) haben eine ansehnliche Wertentwicklung gezeigt, getrieben von positiven fundamentalen Faktoren – und der anhaltenden Wirkung der Geldpolitik der letzten Jahre, die zu einer «Asset Inflation» führt.
Auch der Ausblick auf die globale Wirtschaft ist positiv. Die Konjunktur in den USA zieht weiter an, und die Märkte waren auf die dritte Zinserhöhung der Federal Reserve Bank nach der Finanzkrise im März gut vorbereitet. Noch dieses Jahr dürften zwei weitere Zinsschritte folgen. In Europa gibt es ebenfalls Anzeichen dafür, dass die konjunkturelle Erholung Tritt fasst. Die Leitzinsen sind nach wie vor auf einem Rekordtief, und festverzinsliche Titel sind wegen der unattraktiven Verzinsung keine Anlagealternative zu Dividendenpapieren. Wenn auch Kursschwankungen zu erwarten sind, dürften Aktien weiterhin von der Liquiditätsflut gestützt werden.
Die amerikanischen Börsen hoffen auf eine Deregulierung und auf Infrastrukturprogramme, dies vor dem Hintergrund bereits hoher Bewertungen. In Europa haben sich die Fundamentalfaktoren von Aktien deutlich verbessert; europäische Titel, die seit der Finanzkrise 2008/09 eine markant schlechtere Wertentwicklung zeigten als US-Aktien, haben Spielraum nach oben.
Der Risikoappetit der Investoren steigt. Günstige zyklische und risikoreichere Titel legen rasant zu, teure risikoarme Qualitätspapiere geraten unter Druck. Diese Rotation hat allerdings bereits akzentuiert und rasch stattgefunden, und wir erwarten eine gesunde Konsolidierung.
Anlageklasse | Index | Rendite über 3 Monate, per 31.03.2017 | Rendite über 12 Monate, per 31.03.2017 |
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Aktien Welt | MSCI World Net USD | 6,38% | 14,77% |
Aktien Schweiz | Swiss Performance Index | 7,50% | 15,89% |
Obligationen Welt | JPM GBI Global Traded TR USD | 1,44% | -3,48% |
Obligationen Schweiz | Swiss Bond Index AAA-BBB TR | 0,16% | -0,76% |
Rohwaren | Thomson Reuters/Jefferies CRB TR USD | -3,44% | 9,01% |
Immobilien Schweiz | SXI Real Estate® TR CHF | 4,57% | 7,65% |
Wechselkurs EUR/CHF | -0,36% | -2,34% | |
Wechselkurs USD/CHF | -1,42% | 4,30% |
Ausblick
«Nur Risikobereitschaft vermag das Risiko zu begrenzen.»
(André Brie, deutscher Politiker und Aphoristiker)
Erkenntnisse aus dem Risk Regime Investing (RRI)
Unsere proprietären Risikoindikatoren – der Turbulence Index und der Systemic Risk Index – weisen auf vorteilhafte Rendite-Risiko-Verhältnisse für Sachwerte hin. Die systemischen Risiken sind auf tiefem Niveau leicht angestiegen, und die von uns gemessene Turbulenz ist niedrig. Das bedeutet, dass die Märkte robust sind, über eine gute Absorptionsfähigkeit verfügen und negative Meldungen keine Panikverkäufe auslösen sollten. In solchen Phasen wird das Eingehen von Risiken normalerweise honoriert.
Anfang Jahr sind wir ein Übergewicht in Sachwerten eingegangen, das wir im Laufe des ersten Quartals noch leicht ausgebaut haben. Wir nutzen zurzeit das höchste Risikobudget und halten aufgrund der günstigen Verhältnisse an den Aktienmärkten an diesem Übergewicht fest.
Erkenntnisse aus der Quantitative Stock Selection (QSS)
Die erstarkende Konjunktur hat im letzten Jahr den Beginn einer Rotation an den Finanzmärkten ausgelöst. Die anhaltende Umschichtung von defensiven Qualitätstiteln in zyklische Aktien scheint vor dem Hintergrund der globalen Wirtschaftserholung der vergangenen Monate gut abgestützt. Die Rotation von defensiven Sektoren wie Gesundheitswesen, Basiskonsumgüter und Versorger in Sektoren wie Banken, Versicherungen, Grundstoffe und Technologie dürfte sich nach der erwähnten erwarteten Konsolidierung fortsetzen.
Für den eher defensiven Schweizer Markt erwarten wir vor diesem Hintergrund eine ansprechende, aber im Vergleich zu zyklischeren Märkten leicht niedrigere Performance.
Zu den vielversprechenden zyklischen Regionen mit einer nach wie vor attraktiven Bewertung zählen die Schwellenländer. Auch Finanzwerte werden sich langfristig gut entwickeln. In den USA haben Banken und Versicherungen diesen Trend bereits vorweggenommen und einen markanten Kurssprung verzeichnet. Europäische Bankaktien dürften ihre positive Entwicklung seit Anfang Jahr fortsetzen, wenn auch nicht in gleichem Ausmass wie die amerikanischen Finanztitel.
Globale Finanzmärkte – Rückblick
(Vergleiche vorangehende Tabelle)
Aktien
Das erste Quartal 2017 stand im Zeichen einer flächendeckenden Erholung an den globalen Aktienmärkten. Mit Ausnahme des japanischen Nikkei notierten sämtliche wichtigen Aktienindizes Ende März höher als zum Jahresbeginn. Der SPI kletterte 7,5%, der Dax 7,2%, und der S&P 500 legte 5,8% zu. In Franken gerechnet die beste Wertentwicklung verzeichneten der spanische Ibex 35 und der Nasdaq 100 mit einem Plus von 11,67 respektive 10,14%, der SMI Mid Caps avancierte 9,88%. In Grossbritannien schwächelte der Brexit-geplagte FTSE 100 und schloss nur 2,5% höher. Der Aktienindex MSCI World beendete das Quartal, ebenfalls in Franken gerechnet, 4,82% höher. Die aufstrebenden Märkte entwickelten sich erneut sehr gut, und mit einer Performance des MSCI Schwellenländer von 9,52% liessen sie die Industriestaaten deutlich hinter sich.
Obligationen
Nach dem für Obligationen miserablen vierten Quartal 2016, haben sich Papiere von Anlagequalität etwas erholt. Der weltweit investierte Index von JP Morgan, der im Vorquartal einen Verlust von 8% einfuhr, avancierte von Januar bis März immerhin um rund 1,5%. In Franken gehandelte Anlagen mit dem Gütesiegel «Investment Grade», also Anleihen mit einer Bonität zwischen BBB und AAA, hielten sich knapp im positiven Bereich und erzielten die bescheidene Quartalsrendite von 0,16%. Trotz weltweit besserer Konjunkturaussichten hat sich der Renditeunterschied zwischen Anleihen mit kurzer und mit langer Laufzeit im ersten Quartal nur wenig ausgeweitet.
Rohwaren
Rohwaren konnten von Januar bis März nicht an die gute Performance des vierten Quartals 2016 anschliessen. Der breit gefasste Rohwarenindex CRB verlor 4,86%, dies unter dem Einfluss deutlich sinkender Ölpreise. Die vom Ölkartell Opec angekündigte Produktionskürzung zeigte noch keine Wirkung, Angebot und Lagerbestände blieben hoch, und der Preis für ein Fass Rohöl der Sorte Brent sank 7,2%. Edelmetallinvestoren konnten sich hingegen freuen: Unter der Führung von Palladium kletterte der Goldpreis 6,85%, Silber avancierte gar 12,67% (in Franken gerechnet). Eine ähnlich gute Performance zeigten im Umfeld der besseren globalen Konjunktur nur noch die Industriemetalle Blei und Aluminium.
Immobilien
Trotz dem Zinsschritt in den USA dürften die Zinsen in Europa noch für längere Zeit auf ihrem sehr tiefen Niveau verharren. Schweizer Immobilienfonds verzeichneten im ersten Quartal einen Gewinn von 4,57% und übertrafen Obligationenanlagen somit einmal mehr. Immobilienanlagen in Grossbritannien haben sich von ihrem Brexit-Schock des letzten Sommers erholt und avancierten in Franken gerechnet 1,64%, europäische Fonds erwirtschafteten eine Rendite von 1,41%. US-Immobilienfonds verloren hingegen rund 1,3% an Wert. Insgesamt haben Immobilienfonds der Industriestaaten seit Anfang Jahr einen Wertzuwachs von 1% erlebt (in Franken).
Währungen
Abgesehen von einem Ausbruchversuch Mitte März hat sich der Euro zum Franken seit Anfang Jahr in einer engen Bandbreite zwischen 1,06 und 1,08 €/Fr. bewegt, was zum Quartalsende einen minimen Verlust von 0,2% bedeutet. In Erwartung bloss moderater Zinserhöhungen im Laufe des Jahres 2017 hat der Dollar gegenüben dem Franken 1,42% verloren und ist kurzfristig unter Parität gefallen. Der Pfund-Franken-Kurs machte ebenfalls keine grossen Sprünge und pendelte ohne klare Richtung zwischen 1,21 und 1,26 £/Fr. – und im Vergleich zu Anfang Januar notierte das Pfund Ende März unverändert. Der Euro legte gegenüber dem Dollar 1,3% zu und schloss das Quartal auf 1,07 €/$. Das Tief von 1,05 €/$ im Jahr 2003 scheint eine starke Unterstützung zu sein.