Rückblick
Früh gewagt ist halb verunglückt.
– Brigitte Fuchs, Schweizer Autorin, Lyrikerin
Gleich bei ihrer ersten Pressekonferenz als neue Präsidentin des Federal Reserve Board wurde Janet Yellen auf dem linken Fuss erwischt. Mit ihrer Definition, was «zu gegebenem Zeitpunkt» genau bedeute, sorgte sie für heftige Spekulationen um die erste Zinserhöhung.Sie liess sich vor versammelter Runde die Aussage entlocken, dass im Frühjahr 2015 wohl an der Zinsschraube gedreht werden dürfte. Das ist rund ein halbes Jahr früher, als die US-Notenbank bisher immer wieder angedeutet hatte.
Der Ausbruch der Krimkrise sorgte für den zweiten Stressfaktor an den Finanzmärkten. Diese Belastungen vermochten die Euphorie der ersten Handelstage im Januar zwar etwas zu dämpfen, zum nachhaltigen Rückschlag an den Aktienmärkten ist es bis dato jedoch nicht gekommen. Einzig die wieder flachere Zinskurve – der abnehmende Renditeunterschied zwischen Staatsanleihen mit langen und kurzen Laufzeiten – deutet darauf hin, dass das Vertrauen in den Wirtschaftsverlauf und/oder in die Entwicklung der Weltpolitik Risse bekommen hat. Aktienanlegern scheint dies bis jetzt egal zu sein; fünf Jahre nach den Tiefstwerten im Anschluss an die Finanzkrise hangeln sich die Indizes unvermindert auf neue Höchststände empor.
Obwohl in sämtlichen Anlagekategorien Gewinne zu verzeichnen waren, resultierten für unterschiedlich gemischte Mandate Renditen, die nur wenig über 1% liegen. Als Spielverderber für den in Schweizer Franken rechnenden Anleger entpuppten sich die Fremdwährungen Euro und US-Dollar mit Verlusten von 0.9% resp. 1.6%. Zwar verzeichnete der japanische Yen auf seinem seit Monaten anhaltenden Abwärtstrend ein leichtes Plus von 1%, unsere währungsgesicherte Position in japanischen Aktien konnte jedoch von dieser Entwicklung für einmal nicht profitieren.
Ausblick
Die Lösung eines Problems kann auch darin bestehen, den Zeitpunkt der Lösung abzuwarten.
– Daniel Mühlemann, Naturfotograf, Aphoristiker und Übersetzer
Nachdem die voreilige Aussage von Janet Yellen von verschiedener Seite dementiert und relativiert wurde, ist der Umstand eingetreten, der mit der Einführung der sogenannten «Forward Guidance» – die zukunftsgerichtete Botschaft an die Märkte – unter allen Umständen hätte vermieden werden sollen. Die Verunsicherung über den Zeitpunkt anstehender Zinserhöhungen hat zugenommen, und in Folge dessen dürfte auch die Reaktion der Finanzmärkte über die nächsten zwölf Monate volatiler ausfallen. Der Abschied von der lockeren Geldpolitik ist offensichtlich beschlossene Sache, nur scheinen die Verantwortlichen ihrer Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass sich der beste Zeitpunkt für die Lösung des Problems schon irgendwann selbst finden wird.
Anlageklasse | Index | Rendite über 3 Monate per 31.03.2014 | Rendite über 12 Monate per 31.03.2014 |
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Aktien Welt | MSCI World Net USD | 1.26% | 19.07% |
Aktien Schweiz | Swiss Performance Index | 4.65% | 13.24% |
Obligationen Welt | JPM GBI Global Traded TR USD | 2.70% | 0.91% |
Obligationen Schweiz | Swiss Bond Index AAA-BBB TR | 1.95% | 0.87% |
Rohwaren | Thomson Reuters/Jefferies CRB TR USD | 8.76% | 2.84% |
Immobilien Schweiz | SXI Real Estate® TR | 4.75% | 1.65% |
Wechselkurs EUR/CHF | -0.90% | 0.15% | |
Wechselkurs USD/CHF | -1.60% | -6.53% |
Seit Dezember letzten Jahres befinden wir uns im Zielportfolio 6, der Positionierung mit dem grössten Anteil an Aktien, Immobilien und Rohwaren. Das tiefe Risiko im 1. Quartal 2014 – gemessen an unseren proprietären Indikatoren, Systemic Risk Index (SRI) und Turbulence Index (TI) und nicht basierend auf der traditionell verwendeten Standardabweichung der Tagesrenditen – hat sich renditemässig erneut ausbezahlt. Die an dieser Stelle im Januar erwähnte Pause im laufenden, mittlerweile über fünf Jahre alten Bullenmarkt für Aktien scheint sich zu verzögern. Die wiederkehrenden Rückschläge, denen eine rasche Erholung folgt, zeigen deutlich, wie robust die Märkte sind.
Da unsere Indikatoren nach wie vor keine erhöhten Risiken signalisieren, scheint es eine Frage der gedrückten Renditeaussichten zu sein, die eine Fortsetzung der langfristigen Trends behindern könnten:
- In den 61 Monaten seit dem Start des aktuellen Bullenmarktes am 9. März 2009 hat der amerikanische S&P 500 Index 179% zugelegt. Damit läuft der aktuelle Zyklus bereits vier Monate länger und erzielt eine 14% höhere Rendite als der Durchschnitt aller 12 Bullenmärkte seit 1932.
- Das Verhältnis zwischen Aktien- und Obligationenquoten in den Depots der Schweizer Banken hat ein Ausmass von 1,74 angenommen, vor fünf Jahren lag diese Zahl noch bei 1,06. Obligationen haben demnach in den Augen der zunehmend optimistischen Anleger die Funktion als Puffer für Aktienrückschläge weitgehend eingebüsst. Die daraus errechnete erwartete Rendite für die nachfolgenden zwölf Monate ist in der Folge von historisch überdurchschnittlichen +16% markant auf -9% gefallen.
- Kennzahlen zur Einschätzung von zukünftigen Aktienrenditen sind zum Teil sehr widersprüchlich. Indikatoren, die auf Gewinne abstützen, deuten auf eine Entwicklung im Rahmen des historischen Durchschnitts hin. Statische Messgrössen wie z.B. das Kurs-Buchwert-Verhältnis, das Shiller P/E Ratio und das Kurs-Umsatz-Verhältnis lassen auf eine langfristig unterdurchschnittliche Kursentwicklung schliessen.
Diese Signale deuten nicht auf einen bevorstehenden Abwärtstrend bei Realwerten hin. Aufgrund von Länge und Ausmass des mehrjährigen Aktientrends erwarten wir jedoch, dass die nächste Preisübertreibung nach oben zu Gewinnmitnahmen ausgenützt werden könnte. Einen möglichen Wiedereinstieg erwarten wir im 4. Quartal 2014.
Globale Finanzmärkte – Rückblick
Aktien
Der positive Trend des vergangenen Jahres fand seine Fortsetzung lediglich bis zum letzten Drittel des Januars 2014. Danach folgte bis zum Ende des Quartals 2014 eine volatile Seitwärtsbewegung in Europa und den USA, während die asiatischen Börsen deutlich auf die erwähnten Unsicherheiten reagierten (Nikkei -9%, Hang Seng -5%).
Obligationen
Obligationen erzielten über die abgelaufenen drei Monate einen kleinen Gewinn. Für das eingegangene Zinsrisiko scheint uns eine daraus resultierende Jahresrendite von 1% deutlich zu tief.
Rohwaren
Mit einem Plus von 9% setzten sich für einmal die Rohwaren an die Spitze der Quartalstabelle. Unter der Führung von Gold gelang es damit sogar, die Jahresrendite für den in US-Dollar rechnenden Anleger ins Plus zu drehen. Ein Gewinn von 3% in US-Dollar über zwölf Monate bedeutet jedoch wechselkursbedingt einen Verlust von 4% in Schweizer Franken.
Immobilien
Eine identische Situation wie bei Rohwaren ergab sich bei Immobilien. Sowohl im Inland als auch im Ausland legten die Immobilienindizes im 1. Quartal 2014 deutlich zu und sorgten so für eine positive Rendite über die laufenden zwölf Monate sorgen. Markant war dieser Turnaround bei US-Immobilien: Bis Ende März 2014 resultierte ein Zuwachs von über 10%, damit wurde der aufgelaufene Verlust in einen Gewinn gedreht (4% über zwölf Monate).
Währungen
Der US-Dollar setzte seinen Abwärtstrend auch im abgelaufenen Quartal fort. Nach einem Verlust von weiteren 2% gegenüber dem Schweizer Franken kumuliert sich die rollende 12-Monatsrendite auf -7% per Ende März 2014. Das britische Pfund und der Euro verhielten sich innert Jahresfrist beruhigend stabil (unverändert, resp. +2%). Die kleine Verschnaufpause beim japanischen Yen (+1% über drei Monate) vermag nicht über den deutlichen Verlust von 16% über die letzten zwölf Monate hinwegzutäuschen. Bei dieser Entwicklung wird deutlich, weshalb wir weiterhin nur in währungsgesicherte Aktien aus Japan investieren.