Wir wissen alle, was zu tun ist. Aber wir wissen nicht, wie man wiedergewählt wird, nachdem man es getan hat.
– Jean-Claude Juncker, Premierminister von Luxemburg
Die aktuelle Verwirrung der Anleger rund um das bisher letzte Opfer der Eurokrise verdrängt die ausgezeichnete Entwicklung der globalen Finanzmärkte im 1. Quartal 2013. Nur schon der Gedanke, dass Kleinanleger, noch vor Aktionären und Obligationengläubigern an vorderster Front zur Bankenrettung in Zypern beitragen sollen, macht viele Sachverständige aus Wirtschaft und Politik sehr nervös.
Die Finanzmärkte entwickelten sich unbeirrt nach oben, obwohl sich die Anleger sehr verhalten gezeigt haben und sich durch Negativmeldungen verwirren liessen. Dagegen sind wir dank Zuversicht das erste Mal seit Mitte 2011 über drei Monate im Zielportfolio 6 verblieben.
Es hat sich gelohnt, trotz kontroverser Diskussionen um das amerikanische Budget, entgegen den Befürchtungen rund um die italienischen Parlamentswahlen, begleitet von der Eurokrise, aufgerüttelt durch die Verwerfungen in Zypern und gehemmt durch die Nachwehen der globalen Finanzkrise, unsere Portfolios dem jeweils maximal zugelassenen Risiko auszusetzen.
Die Märkte haben sich offensichtlich nicht darum gekümmert, dass die Entscheidungsträger versuchen, immer mit einem Auge auf die nächsten Wahlen schauend, die Gesetze der Ökonomie auszuhebeln. Das Resultat sind Lösungen, die die Krise verschleppen, jedoch kaum nachhaltig zum Verschwinden bringen. Dabei ist klar geworden, dass im 1. Quartal 2013 der Anfang des an dieser Stelle schon erwähnten «Big Shift», die grosse Flucht aus den Obligationen in die Aktien, schleichend begonnen hat.
Vertrauen Sie keinen Leuten, die Ihnen sagen, wie sich die Märkte entwickeln werden.
– Daniel Kahneman, Wirtschaftsnobelpreisträger und Mitbegründer der Behavioral Finance
Wir werden auch jetzt nicht versuchen die Zukunft zu prognostizieren. Wir stellen aber vor allem fest, dass ein grosser Teil der Marktteilnehmer in Obligationen investiert ist, die über die nächsten zehn Jahre eine negative reale Rendite versprechen. Von diesen Anlagen halten wir uns im Rahmen der jeweiligen Portfoliorestriktionen wenn möglich fern bzw. reduzieren das Risiko soweit wie möglich durch eine sehr kurze Duration.
Die anhaltende Stabilität der Finanzmärkte erlaubt es uns in nominell risikoreiche Anlagen zu investieren. Das Verhalten unserer Indikatoren bestärkt uns darin, ist doch die Situation gegenüber dem letzten Quartal nahezu unverändert positiv. Der Stand des SRI (Systemic Risk Index) deutet darauf hin, dass die Marktentwicklung sehr breit abgestützt ist und dass ein Schock in einem dieser Faktoren keinen nachhaltig negativen Einfluss auf die Marktentwicklung haben dürfte. Auch finden nach unserer Ansicht keine gefährlichen Verschiebungen unter der Oberfläche statt. Die täglichen Daten des TI (Turbulence Index) weisen auf einen beruhigenden Verlauf der Abhängigkeiten (Korrelationen) unter den Anlagekategorien hin.
Anlageklasse | Index | Rendite über 3 Monate per 31.03.2013 | Rendite über 12 Monate per 31.03.2013 |
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Aktien Welt | MSCI World Net US$ | 7.73% | 11.85% |
Aktien Schweiz | Swiss Performance Index | 15.15% | 26.73% |
Obligationen Welt | JPM GBI Global Traded TR USD | -2.80% | -0.64% |
Obligationen Schweiz | Swiss Bond Index AAA-BBB TR | -0.25% | 2.70% |
Rohwaren | Thomson Reuters/Jefferies CRB TR USD | 0.49% | -3.82% |
Immobilien Schweiz | SXI Real Estate® TR | -0.98% | 2.86% |
Wechselkurs EUR/CHF | 0.75% | -1.00% | |
Wechselkurs USD/CHF | 3.62% | 4.66% |
Nach unseren Berechnungen befinden wir uns auch zu Beginn des zweiten Quartals 2013 im Risikoregime «Calm Markets». Auf der einen Seite verhalten sich Aktien gegenüber Obligationen gemäss unseren Erwartungen; erstere entwickeln sich im laufenden Jahr deutlich besser. Auf der anderen Seite zeigen sich kleine und mittelgrosse Aktien sowie Wachstumswerte entgegen den typischen Mustern im aktuellen Zielportfolio nicht in allen Märkten besser als die grosskapitalisierten Titel, die mehrheitlich aus dem sogenannten Value-Bereich stammen. Aktuell sind diese Unterschiede zweitrangig. Spätestens gegen Ende dieses Quartals, zu Anfang des Sommers, dürften uns diese Divergenzen jedoch zu erhöhter Handlungsbereitschaft zwingen. Begründet wird unsere unverändert risikoorientierte Positionierung durch die folgenden Argumente:
- Amerikanische Anlagestrategen sind wieder deutlich vorsichtiger geworden. Per 31. März 2013 haben sie die empfohlene Aktienquote im gemischten Mandat um 2.5% gegenüber Ende Januar auf die historische tiefe Quote von 47.3% zurückgeführt. Aufgrund der Historie lässt sich daraus eine theoretisch erwartete Aktienrendite von hohen 29% über die nächsten zwölf Monate errechnen.
- Aktienfonds verzeichneten im 1. Quartal 2013 deutliche Mittelzuflüsse. Von breiter Euphorie für Aktienanlagen ist man jedoch weit entfernt. Von den monatelangen Mittelabflüssen im vorangegangenen Jahr konnte bis dato lediglich ein Bruchteil kompensiert werden. Obligationenfonds verzeichneten sogar weitere Zuflüsse; dieser Herdentrieb setzte sich leicht vermindert fort.
- Die Rendite von Schweizer Staatsanleihen liegt aktuell 15 Basispunkte unter dem Niveau von vor einem Jahr. In der Vergangenheit hat eine Zinsreduktion in dieser Grössenordnung zu einem Anstieg im Swiss Performance Index um durchschnittlich 10% über die nachfolgenden zwölf Monate geführt.
- Saisonale Gründe sprechen noch mindestens bis Ende April 2013 für ein deutliches Aktienübergewicht. Danach wird dieser Effekt langsam auslaufen und erst wieder im Spätherbst 2013 zunehmend dominant.
Globale Finanzmärkte – Rückblick
Aktien
Aktien im Dow Jones legten 11% zu und verzeichneten mit 14‘579 Punkten am letzten Handelstag des Quartals ein Allzeithoch. Unter Führung der Wallstreet übertrafen die globalen Märkte die gute Entwicklung des Vorquartals. Aufgehellte Wirtschaftsmeldungen über anziehendes Wachstum und Meldungen über die beste Hauspreisentwicklung seit über sieben Jahren lösten auch jenseits des Pazifiks einen «Run» von über 18% im japanischen Nikkei-Aktienindex aus. Unter dem Eindruck der Zypernkrise vermochten europäische Aktien nur teilweise nachzuziehen. Schweizer Werte hielten sich dabei mit einem Plus von 15% in der oberen Tabelle.
Obligationen
Der einleitend erwähnte «Big Shift» dokumentiert sich in der Entwicklung der Obligationen. Während dem in Schweizer Franken ausgegebene Anleihen über die letzten zwölf Monate einen Gewinn von 3% eingefahren haben, verzeichnete der Index der global zusammengefassten Fremdwährungstitel bereits einen kleinen Verlust von 1%. Im abgelaufenen Quartal legten sogar beide Segmente nicht mehr zu.
Rohwaren
Die im Thomson Reuters/Jefferies CRB Index zusammengefassten Rohwaren setzten ihre Konsolidierung fort. Belastet durch den schwächeren Goldpreis resultierte für die Anleger in US Dollar über drei Monate ein Verlust. Für Schweizer Franken orientierte Anleger wurde über drei Monate ein kleiner Gewinn erzielt.
Immobilien
Immobilien zählen grundsätzlich zu den Realwerten. In den abgelaufenen Monaten entwickelten sich jedoch Schweizer Liegenschaften eher wie Nominalwerte. Schwelende Zinsängste sorgten dafür, dass sich die Agios (Aufpreis des Fondskurses im Vergleich zum unterliegenden Fondswert) reduzierten. In der Folge verloren Schweizer Immobilien knapp 1% seit Ende Dezember 2012. Über zwölf Monate resultierte noch ein Zuwachs von 3%.
Währungen
Die von uns früher erwartete Annäherung des US-Dollars in Richtung Parität zum Schweizer Franken setzte sich offensichtlich in leicht abgeschwächter Form erst im abgelaufenen Quartal in Gang. Mit einem Anstieg von 4% stellte der Greenback den krisenbelasteten Euro klar in den Schatten (+1% zum Schweizer Franken).