Diversifikation – Optimierung oder Bremse?
Gemischte Portfolios, Strategiefonds und Multi Asset Class Solutions (MACS) haben einen schweren Stand. Ihr Investitionsansatz wird oft als suboptimale Vorgehensweise betrachtet, die dem Einsatz der besten Spezialisten für jede einzelne Anlageklasse, jedes Investitionssegment und die verschiedenen Regionen und Länder widerspricht. Zudem ist die Überzeugung weit verbreitet, dass eine aktive Vermögensallokation kaum Mehrwert bzw. aktive Erträge erzeugen kann, weil die Spezialisten ihre Allokationsentscheide prozyklisch fällen und somit mit ihren Entscheidungen mehr Wert vernichten als kreieren.
Dies mag für herkömmliche Entscheidungsmethoden zutreffen – aber nicht, wenn die taktischen Entscheidungen auf einem profunden Regelwerk basieren, das die notwendigen Hilfsmittel liefert. Deshalb scheint uns die weitverbreitete Meinung, eine taktische Allokation sei kaum gewinnbringend zu bewirtschaften, überholt zu sein. Sie stammt aus der Zeit, in der Vermögensverwalter, Banken und Investitionsverantwortliche ihre Fähigkeiten zur Steuerung der taktischen Vermögensallokation masslos überschätzten. Sie brachten Produkte auf den Markt, die dem ambitiösen Versprechen von absoluten Renditen (Absolute Returns) oder totalen Renditen (Total Returns) nicht gerecht werden konnten. Sie verfügten weder über geeignete Instrumente, noch über die erforderlichen Erkenntnisse, weil diese noch nicht existierten respektive noch nicht genügend erforscht waren.
Die Welt hat sich jedoch weiterentwickelt, und es gibt inzwischen ausgezeichnete Hilfsmittel, die ein vernünftiges Renditeversprechen unterstützen können. Ein solches Versprechen heisst nicht absolute oder totale Rendite, aber risikogesteuerte Rendite. Dieses Vorgehen zielt nicht darauf ab, eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften, die sich nur unter Eingehen des Risikos eines starken Rückschlags (Tail Risk) erkaufen lässt. Das Ziel ist, nachhaltige Renditen zu erzielen, indem das Risiko proaktiv gesteuert wird und dabei Tail Risks mit einer hohen Wahrscheinlichkeit vermieden werden.
Prospektives Risiko als Gradmesser
Ein gemischtes Mandat erhält durch diese Aufgabe einen ganz anderen Sinn. Ja, es verantwortet aus zweierlei Hinsicht massgebende Zielsetzungen der Vermögensanlage: die Steuerung der Diversifikation und der prospektiven Risiken.
Grundsätzlich ist heute anerkannt, dass eine gezielte Diversifikation die Risiken eines Portfolios reduzieren kann. Vielfach wird jedoch bemängelt, dass Diversifikation häufig Opportunitätskosten nach sich zieht.
Gibt es eine Methode, herauszufinden, wann Diversifikation unabdingbar ist, und wann auf sie verzichtet werden kann? Können künftige Risiken beurteilt und kann abgeschätzt werden, ob sie vom Markt genügend honoriert werden?
Diese Messung der prospektiven Risiken – und die entsprechende Evaluation, ob auf eine unter Umständen kostspielige Diversifikation verzichtet werden kann –, ist die Hauptaufgabe des Portfoliomanagers oder des MACS-Verantwortlichen. Als Fachspezialist für taktische Vermögensallokation muss er sich mit Fragestellungen rund um die Optimierung der risikogesteuerten Rendite befassen. Leider wurde diesen Fragen in den letzten Jahren viel zu wenig Beachtung geschenkt, und es entstanden nur vereinzelte praxisorientierte Modelle. Eines stammt von Prof. Mark Kritzman vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston und arbeitet mit zwei prospektiven Risikoindikatoren, die das Konzentrat der langjährigen Erkenntnisse dieser akademischen Arbeit darstellen.
Risiko und Diversifikation steuern
PARSUMO verwendet diese beiden Risikoindikatoren mit grosser Überzeugung, denn sie bieten die notwendige Entscheidungsgrundlage zur Steuerung der taktischen Vermögensallokation.
Sie messen die Absorbtionsfähigkeit, also das systemische Risiko der Märkte, sowie das prospektive Risiko, und erst mithilfe dieser Indikatoren kann die Höhe der einzugehenden Risiken und der Grad der Diversifikation in einem gemischten Portfolio bestimmt werden. Nur so kann Vermögensverwaltung mit gutem Gewissen in ein Versprechen eingebettet werden.
Zurzeit reduziert eine gute Diversifikation die Risiken und liefert gleichzeitig angenehme Renditevorteile. Anziehende Rohstoff- und Immobilienpreise federn vorübergehende Aktienrückschläge ab. Auch die regionale Diversifikation hat sich seit Anfang Jahr ausgleichend und zugunsten des mittelfristigen Resultats ausgewirkt, denn die Märkte in den USA, Asien-Pazifik, Europa und den Schwellenländern haben sich sehr unterschiedlich entwickelt. Die Diversifikation in verschiedene Fremdwährungen glätten die Renditen ebenfalls, wie der Verlauf des Währungspaars Dollar-Euro in den letzten Monaten eindrücklich aufzeigt. Sollte sich das systemische Risiko erneut erhöhen, müsste der Diversifikation noch deutlich mehr Beachtung geschenkt werden.