Nach der Zustimmung des Senats in der Dreikönigswoche übernimmt Janet Yellen das Zepter als US-Notenbankchefin. Damit hat sich Ben Bernanke, zusammen mit dem im Dezember 2013 beschlossenen «Tapering» – dem Zurückfahren der regelmässigen Anleihekäufe um monatlich USD 10 Mrd. – in wohl bestmöglicher Art und Weise aus der Verantwortung verabschiedet. Es liegt nun an Janet Yellen, ein für die Finanzmärkte versöhnliches Zurückführen der massiv aufgeblähten US-Geldmenge zu organisieren. Noch kennen wir das Ende nicht.
Der Anfang kennt das Ende nicht.
– Peter E. Schumacher, Aphorismensammler und Publizist
So wie die Weltaktienmärkte im 3. Quartal 2013 mit Erleichterung auf das damalige Hinauszögern des restriktiven Zinsregimes reagiert hatten, zeigten sie sich im 4. Quartal 2013 ebenfalls hocherfreut über den getroffenen Entscheid, die Anleihekäufe im 2014 geregelt auslaufen zu lassen. Mit einem Quartalszuwachs von 13% und dem Jahresgewinn von 57% (Nikkei-225-Index in lokaler Währung) resultierte für den japanischen Aktienmarkt überhaupt das beste Börsenjahr seit 1972. Unter dessen Vorbild zeigten sich auch amerikanische Aktien von ihrer besten Seite. Mit dem Schlussstand von 16 577 Punkten am 31. Dezember 2013 notierte der Dow Jones zum 52. Mal im vergangenen Jahr auf dem historischen Höchststand.
Mit Obligationen war im abgelaufenen Jahr kaum Geld zu verdienen. Während Schweizer-Franken-Bonds nur geringfügige Verluste zu verzeichnen hatten, drückte bei den Fremdwährungsanleihen neben dem stärker ausgefallenen Zinsanstieg auch der enttäuschende Verlauf des US-Dollars auf die Performance. Es ist offensichtlich, dass ein breit diversifiziertes Mandat im abgelaufenen Jahr von der ausgezeichneten Aktienentwicklung getragen wurde, denn weder Immobilien noch Rohwaren konnten einen positiven Renditebeitrag leisten. So verblieb ihnen mit einem Verlust von 4% respektive 5% lediglich das Verdienst, einen positiven Beitrag zur Risikodiversifikation geleistet zu haben.
Das Glück verlässt uns nicht, es macht nur manchmal eine Pause.
– Marion Gitzel (*1947), Schriftstellerin
Was ist davon zu halten, wenn Aktienkurse ungeachtet der widersprüchlichen Beschlüsse – kein «Tapering» oder doch ein «Tapering» – in die Höhe schiessen? Handelt es sich um eine Übertreibung mit absehbarem Ausgang, wie dem Platzen der Internetblase im Jahr 2000 oder dem Ausbruch der Finanzkrise 2007?
Alter und Ausmass des Anstiegs seit 2009 deuten jedenfalls kaum auf einen bevorstehenden Kursrückgang hin. Der 13. Bullmarkt des S&P- 500-Index seit 1932 liegt mit dem Gewinn von 170% und der Dauer von 58 Monaten genau im Durchschnitt.
Anlageklasse | Index | Rendite über 3 Monate per 31.12.2013 | Rendite über 12 Monate per 31.12.2013 |
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Aktien Welt | MSCI World Net USD | 8.00% | 26.68% |
Aktien Schweiz | Swiss Performance Index | 2.98% | 24.60% |
Obligationen Welt | JPM GBI Global Traded TR USD | -1.26% | -4.50% |
Obligationen Schweiz | Swiss Bond Index AAA-BBB TR | -0.27% | -1.30% |
Rohwaren | Thomson Reuters/Jefferies CRB TR USD | -1.86% | -4.83% |
Immobilien Schweiz | SXI Real Estate® TR | 0.18% | -3.92% |
Wechselkurs EUR/CHF | 0.43% | 1.81% | |
Wechselkurs USD/CHF | -0.65% | -1.57% |
Wie im Quarterly Investment Management Update vom letzten Herbst angekündigt, bildete das damalige Zielportfolio 4 (zweittiefste Aktienquote) den Abschluss unserer defensiven Position. In der Folge erhöhten wir die Quoten bei Realwerten in zwei Schritten und seit Dezember befinden wir uns im Zielportfolio 6, der Positionierung mit dem grössten Anteil an Aktien, Immobilien und Rohwaren. Unsere proprietären Indikatoren, Systemic Risk Index (SRI) und Turbulence Index (TI), befinden sich aktuell auf historisch sehr tiefem Niveau und sie bestätigen unsere offensive Position von 70% Realwerten, wovon Aktien mit 63% den Hauptteil bilden.
Seit dem Tiefpunkt der Finanzkrise im März 2009 sind nun beinahe fünf Jahre vergangen und wir stellen fest, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Pause im laufenden Bullenmarkt für Aktien gestiegen ist. Zwar können wir die Entwicklung unserer Indikatoren SRI und TI nicht prognostizieren, es gibt jedoch gewisse Hinweise, dass die Ampel, die zurzeit auf Grün steht, in absehbarer Zeit auf Gelb wechseln könnte:
- Die Aktienquote in Kundendepots der Schweizer Banken hat über die letzten 5 Jahre um 9% auf überdurchschnittliche 42% zugelegt. Damit liegen wir aktuell nur noch 2 bis 3% unter dem Niveau vor dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007. Hohe Aktienquoten haben eine bemerkenswert hohe Prognosefähigkeit für zukünftige Schwankungen in den Finanzmärkten.
- Staatsanleihen der Eidgenossenschaft liegen über die letzten 36 Monate mit 32% Rendite gegenüber Schweizer Aktien im Rückstand. Aufgrund von Analysen über das regelmässige Pendeln zwischen Übertreibungen und Untertreibungen (Momentum) muss davon ausgegangen werden, dass zur Überraschung vieler Analysten Obligationen 2014 möglicherweise Aufholpotenzial gegenüber Aktien haben.
- Die Begeisterung für Aktienanlagen hat deutlich zugenommen. Noch im Frühling 2009 konnte sich nur eine Minderheit der Bankanalysten für ein Aktienübergewicht entscheiden, heute ist es eine Mehrheit. Aufgrund der aggregierten Empfehlungen für die Aktienquote im gemischten Mandat liegt die daraus errechnete Indexrendite über 12 Monate das erste Mal seit Juni 2011 wieder leicht im negativen Bereich.
Trotz dieser Warnsignale sind wir weit davon entfernt, einen langanhaltenden Rückgang der Aktienmärkte für sehr wahrscheinlich zu halten; die Ampeln werden nach unserer heutigen Einschätzung nicht auf Rot wechseln. Es ist durchaus möglich, dass uns «das Glück im Jahr 2014 nicht verlässt, dass es nur eine kurze Pause macht».
Globale Finanzmärkte – Rückblick
Aktien
Konträr zu den bereits erwähnten Gewinnen der etablierten Aktienmärkte von über 20% konnten sich die Emerging Markets als Gruppe überhaupt nicht in Szene setzen. Neben den Verwerfungen auf den Devisenmärkten der Schwellenländer vermochten auch Aktien nicht zu überzeugen (+2% im abgelaufenen Quartal, -3% über das ganze Jahr).
Obligationen
Obligationen wurden durch die «Tapering» Diskussionen ganz klar in Mitleidenschaft gezogen. Währendem europäische Bonds sowohl über drei Monate als auch auf Jahresbasis einen bescheidenen Gewinn erzielten, verhalf sogar der Zinscoupons auf Schweizer Bonds weder zu einem Quartals- noch zu einem Jahresgewinn.
Rohwaren
Mit einem Minus von 28% (-9% im 4. Quartal 2013) hat Gold den ersten Jahresverlust seit 2001 eingefahren. Einen kräftigen Taucher machte auch das Silber, das aufgrund seiner industriellen Verwendung sogar noch stärker in Mitleidenschaft gezogen wurde (-35% resp. -10% im 4. Quartal 2013). Das am stärksten im Rohwarenindex gewichtete Öl konnte, obwohl unverändert über zwölf Monate, den Rückgang des CRB-Index im 2013 nicht verhindern (-5%).
Immobilien
Neben den Rohwaren standen auch die Immobilien in der Kategorie Realwerte deutlich im Schatten der Aktien. Sehr uneinheitlich notierten die entsprechenden Indizes sowohl in der Schweiz (Quartalsgewinn von +1%, Verlust von 3% über 12 Monate) als auch in den USA (-1% resp. +2%).
Währungen
Der US-Dollar erholte sich nicht von seinem Jahrestief im 3. Quartal 2013. Mit dem nochmaligen Verlust von 0.65% beendete er das 4. Quartal 2013 enttäuschend. Auch das Pfund verlor 0.5% über zwölf Monate. Besser machte es der Euro mit dem Jahresgewinn von fast 2% gegen den Schweizer Franken und 3% gegen dem US-Dollar.