Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Das Covid-19 beschäftigt nicht nur die weltweite Allgemeinheit, sondern auch die Finanzwelt. Die damit verbundenen Unsicherheiten in Bezug auf die wirtschaftlichen Folgen sind für die Aktienmärkte unerträglich. Welche Auswirkungen die Verbreitung des Virus auf das Verhalten der Wirtschaftsakteure und der Konsumenten hat, ist kaum vorauszusehen. Diese Unsicherheit wird allerdings an Aktualität verlieren und dürfte einer nüchternen Beurteilung weichen.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Die Schweizer Börse hat nach einem fulminanten 2019 und einem ebenso erfolgreichen Start ins 2020 nun wieder den Boden der Realität gefunden. Die Bereinigung dürfte noch eine Weile andauern, ihr Ausmass hängt von der weiteren Entwicklung rund um Covid-19 ab. Nach dem abrupten Rückschlag der letzten Woche könnte jedoch eine ansehnliche Erholung eintreten.
Wo steht der SMI in 12 Monaten?
Das Covid-19 war nicht Ursache, sondern Anlass für eine gesunde Korrektur. Die Rückschläge haben einiges wieder ins Lot gebracht und sowohl Bewertungen als auch Spekulation – zum Teil mit Leverage – bereinigt. Die Schweizer Börse wird sich in den kommenden zwölf Monaten von ihrer volatilen Seite zeigen und dürfte sich auf einem leicht höheren Niveau als heute einpendeln.
Die US-Notenbank Fed hat mit einer Zinssenkung auf das Coronavirus reagiert. Was sind die Folgen für die Entwicklung des Schweizer Franken?
Diese Zinssenkungen sind zwar gut gemeint, hatten jedoch kaum einen Effekt auf die Börsen. Das ist nicht erstaunlich, weil die jüngsten Ereignisse vielen Investoren unter die Haut gehen; man könnte einen Vergleich zu 9/11 ziehen. Solche Emotionen sind leider durch Zinssenkungen nicht zu bändigen. Der Franken wird sich weiter festigen, was die Schweizer Wirtschaft erneut belastet.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China liegt auf Eis. Wird der Schlagabtausch zwischen den Wirtschaftsmächten wieder aufflammen, sobald die Coronavirus-Krise und die US-Präsidentschaftswahlen vorüber sind?
Der Handelskonflikt dürfte in Amerika aus eigenen Interessen in Zukunft weniger thematisiert werden. Denn Repressalien sind kein geeignetes Mittel, um Missstände zu beheben – auch wenn die Strafmassnahmen auf den ersten Blick durchaus berechtigt scheinen. Längerfristig könnte der Handelskonflikt in die Hände der Chinesen spielen. Die Präsidentschaftswahlen bedeuten für die amerikanische Demokratie ein wahrer Lackmustest, von dessen Ausgang die Entwicklung der internationalen politischen und wirtschaftlichen Beziehungen abhängen wird.
Grossbritannien ist aus der EU ausgetreten. Wird der Brexit die britische Konjunktur in diesem Jahr belasten – oder der Wirtschaft gar Schub verleihen?
Der Brexit zeigt die aktuellen und latenten Risiken einer Demokratie auf. Die Ereignisse der letzten Monate beweisen eindrücklich, dass auch die beste aller Staatsformen immer wieder bestätigt, erläutert und gepflegt werden muss. Die Gefahr, dass eine Demokratie durch einige selbstherrliche und arrogante Volksvertreter in eine Pöbelherrschaft abdriften kann, ist in Grossbritannien in Reichweite geraten. Die wirtschaftlichen Folgen einer solchen Entwicklung wären enorm hoch und würden die globale Konjunktur zusätzlich bremsen.
Link zum Artikel:
Handelszeitung: Der Handelskonflikt könnte in die Hände der Chinesen spielen